Direkt zum Inhalt

Wir Werden Alle Sterben: Warum man vom Baden krank werden kann

Die Sonne brennt, das Wasser lockt. Doch in Flüssen, Seen und Meer lauern gefährliche Mikroben. Welche das sind, und wie man sich vor ihnen schützt, erklärt dieses Video.
© Lars Fischer, Mike Zeitz
Warum man vom Baden krank werden kann

Passend zur warmen Jahreszeit widmen wir uns in diesem Video einer der besonderen Freuden des Badeurlaubs, nämlich den unangenehmen Krankheiten, die man sich im Wasser einfangen kann.

Das hinter mir ist der Neckar, und der ist ein ganz gutes Beispiel für eine der häufigsten Klassen von Krankheitserregern im Wasser, nämlich Fäkalbakterien. Der Neckar ist ein Vorfluter, das heißt, einige hundert Kläranlagen entlassen geklärte Abwässer in den Fluss. Die Kläranlagen verringern zwar die Keimbelastung, aber einige kommen eben durch. Und so lebt im Neckar alles, was auch im menschlichen Darm so kreucht und fleucht.

Avocados, Katzen, Supervulkane – die Welt ist voller Gefahren. In dieser Videoserie stellen die Spektrum-Redakteure Lars Fischer und Mike Zeitz regelmäßig spannende, ungewöhnliche oder einfach kuriose Dinge vor, die auf die eine oder andere Art zum unerwarteten Frühableben führen können.

Die übrigen Folgen der Serie finden Sie auf dieser Sammelseite.

Besonders wenn es warm, gedeihen solche Bakterien auch im Fluss ganz gut. Zum Beispiel E. coli, Enterokokken und ein Haufen anderer Krankheitserreger, unter Umständen sogar Norovirus. Sie verursachen Durchfall, wenn man beim Baden das Wasser verschluckt, aber auch wenn ihr den Mund zu behaltet, seid ihr nicht sicher. Denn einige Erreger können auch von außen Ärger machen. Zum Beispiel wenn sie in offene Wunden geraten. Sie können sich auch im Gehörgang ansiedeln und dort eine schmerzhafte Entzündung verursachen, oder die Schleimhäute der Augen befallen.

Das Problem mit den Gänsen

Deswegen sollte man im Neckar – und tatsächlich in Flüssen allgemein – nicht baden, wenn sie nicht ausdrücklich als Badegewässer gekennzeichnet sind. Aber auch klassische Badeseen können leicht mal Probleme mit Darmbakterien bekommen, weil die beiden begünstigenden Faktoren im Sommer meist zusammenkommen: Wärme und viele Arschlöcher.

Ein nicht unerhebliches Problem für die Wasserqualität sind auch Wasservögel. Zum einen produzieren auch sie Erregerbelastete Fäkalien, die man hier auf der Neckarwiese ja auch reichlich sind. Außerdem tragen sie oft parasitische Saugwürmer, die ihre Larven ins Wasser entlassen. Diese so genannten Zerkarien bohren sich dann in die Haut von Badenden und können Juckreiz auslösen, die so genannte Badedermatitis.

Und dann gibt es ja noch die Amöben. Am bekanntesten ist die hirnfressende Amöbe Naegleria fowleri, die durch die Nase ins Gehirn eindringen und eine sehr gefährliche Hirnentzündung verursachen kann. In Deutschland gab es bisher allerdings keinen bekannten Fall, während in Frankreich immer wieder Fälle auftreten. Warum das so ist, ist unklar, möglicherweise fehlen hier in Deutschland die nötigen Voraussetzungen.

Andere Amöben gehen nicht aufs Gehirn, können aber ebenfalls ziemlich unangenehme Infektionen verursachen, und zwar wenn sie aus dem Wasser unter eine Kontaktlinse geraten. Dann greifen sie die Hornhaut des Auges an und können sogar zur Erblindung führen.

Fleischfressende Bakterien in der Ostsee

Man kann einem großen Teil dieser Erreger ausweichen, indem man nicht im Süßwasser, sondern im Meer badet. Dort verdünnen Wellen und Strömungen Fäkalien und Parasiten. Allerdings trifft man dort auf Krankheitserreger, die in den letzten Jahren besondere Schlagzeilen gemacht haben: Vibrionen. Das sind mit dem klassischen Cholera-Erreger verwandte Bakterien, die in wenig salzigem Wasser der Ostsee und an Teilen der Nordseeküste leben. Auch sie vermehren sich natürlich besser, wenn es warm ist.

Vibrio-Bakterien verursachen gelegentlich Durchfall, wie es sich für Verwandte des Cholera-Erregers gehört. Außerdem können sie Ohrenentzündungen auslösen. Vor allem aber infizieren sie offene Wunden, zum Beispiel wenn man sich an scharfkantigen Steinen oder Muscheln verletzt. Sie dringen ins Gewebe ein und beginnen es zu zerstören. Das kann außerordentlich gefährlich werden, besonders bei Risikogruppen besteht die Gefahr einer schweren, oft tödlichen Sepsis. Risikofaktoren sind, ich zitiere da eine Veröffentlichung: »Leber- und Nierenerkrankungen, Immunsuppression oder männliches Geschlecht«. In so einem Fall muss manchmal der infizierte Körperteil amputiert werden. Außerdem tragen solche Krankheitserreger immer häufiger Antibiotikaresistenzen.

Lange Zeit kannte man solche Infektionen beim Baden nur aus tropischen und subtropischen Gewässern, wirklich aufgefallen sind sie in Deutschland in einer Hitzewelle 2018, und seitdem wohnen sie offiziell in der Ostsee. Da sie warmes Wasser mögen, gehen Fachleute davon aus, dass diese schweren Infektionen mit dem Klimawandel häufiger werden; das gleiche gilt natürlich auch für Darmbakterien, die sich bei Wärme ebenfalls besser vermehren, und vielleicht aucht Naegleria Fowleri auch bei uns auf, gefolgt von anderen, bisher in wärmeren Regionen heimischen Parasiten.

Insofern solltet ihr euren Badeurlaub dieses Jahr trotzdem genießen. Zum einen nämlich wird es in Zukunft keineswegs besser, und zum anderen könnt ihr euch auch beim Baden vor Krankheitserregern schützen. Geht einfach nicht mit offenen Wunden ins Wasser, vermeidet schlammige Ufer und Wasservögel und tragt keine Kontaktlinsen. Außerdem solltet ihr nur in offiziell gekennzeichneten Badegewässern schwimmen. Dort wird die Wasserqualität nämlich regelmäßig kontrolliert.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.