Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Einseitiger Tiefschlaf: Halb schlaf ich, halb wach ich

Bei manchen Tieren fällt nur eine ­Hirnhälfte in den Schlaf. Das erlaubt es ihnen, unter schwierigen Bedingungen zu überleben. Aber auch Menschen zeigen mitunter ein ähnliches Verhalten – wenn sie erstmals in einem fremden Bett schlafen!
Virginia-Uhu im Halbschlaf

Solange wir wach sind, bewegen wir ständig verschiedenste Muskeln und nehmen unsere Umwelt aktiv wahr. Im Schlaf ­hingegen verharren wir die meiste Zeit wie ­gelähmt und verlieren das Bewusstsein. Der Unterschied zeigt sich im Elektroenzephalogramm (EEG): Eine Tiefschlafphase beispielsweise erkennt man an den langsamen großen Wellen; im Wachzustand sind die EEG-Wellen deutlich schneller und verlaufen mit geringerem Ausschlag.

Da schlafende Tiere eine leichte Beute für Fressfeinde sind, haben einige Spezies wie Delfine und Robben, aber auch manche Vogelarten eine besondere Eigenschaft entwickelt: Bei ihnen schlummert nur eine Hirnhälfte, während die andere wachsam bleibt. Dabei ­halten einige von ihnen sogar ein Auge offen. Manche Tiere verfallen lediglich in bestimmten Situationen in einen solchen halbseitigen Tiefschlaf (englisch: unihemispheric slow-wave sleep, kurz USWS), sonst schlummern bei ihnen beide Hirnhälften.

Einer der Ersten, die den halbseitigen Schlaf bei Tieren entdeckten, war der durch seine exzentrischen Selbstversuche bekannt gewordene Neurowissenschaftler John C. Lilly (1915–2001). In den 1960er Jahren hatte er beobachtet, dass Delfine in ihren Ruhephasen jeweils nur ein Auge schlossen. Lilly nahm an, die Tiere würden selbst im Schlaf noch ihre Umgebung im Blick behalten und Geräuschen lauschen. Was sich in ihrem Gehirn tatsächlich abspielt, brachten jedoch erst spätere Experimente ans Licht …

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Dunkle Energie - ein Trugbild?

Eine geheimnisvolle Kraft treibt alles im Universum immer schneller auseinander. Doch niemand weiß, was hinter dieser Dunklen Energie steckt, und neue Messdaten mehren grundsätzliche Zweifel am kosmologischen Standardmodell. Bieten alternative Ansätze eine Erklärung? Außerdem: Neue Verfahren erlauben es, Immunzellen direkt in unserem Körper so zu verändern, dass sie Krebszellen attackieren – bisher mussten sie Patienten dafür entnommen und wieder zurückgeführt werden. Quantentheorie und allgemeine Relativitätstheorie beruhen auf unvereinbaren Weltbildern. Neue Experimente an der Schnittstelle zwischen Quantenphänomenen und Gravitation sollen helfen, diesen Widerspruch zu überwinden. In der Pangenomik wird das Erbgut zahlreicher Individuen verglichen – mit weitreichenden Folgen für Forschung und Züchtung von Nutzpflanzen. Und wie immer in der Dezemberausgabe berichten wir vertieft über die Nobelpreise des Jahres für Physiologie oder Medizin, Physik und Chemie, ergänzt durch einen kritischen Blick darauf, welche Verantwortung mit großen Entdeckungen einhergeht.

Spektrum - Die Woche – Von der Entropie zur Quantengravitation

Die Verbindung von Schwerkraft und Quanten ist ein zentrales Rätsel der Physik. Die Informationstheorie liefert Antworten – und vielleicht den Schlüssel zur Quantengravitation. Außerdem: Eine Revolution des Bauens? Carbonbeton benötigt im Vergleich zu Stahlbeton nur einen Bruchteil des Materials.

Spektrum Kompakt – Gute Nacht

Gesunder Schlaf ist lebenswichtig. Dennoch kämpfen viele Menschen jede Nacht darum, ein- oder durchzuschlafen, und die Gründe dafür sind zahllos. Aber egal, ob man besser schlafen oder einfach Frühaufsteher werden will: Dem Schlaf kann man mit verschiedenen Tricks nachhelfen.

  • Quellen

Kedziora, D. J. et al.: Physiologically based quantitative modeling of unihemispheric sleep. Journal of Theoretical Biology 314, 2012

Lyamin, O. L. et al.: Cetacean Sleep: An Unusual Form of Mammalian Sleep. Neuroscience & Biobehavioral Reviews 32, 2008

Mascetti, G. G.: Unihemispheric sleep and asymmetrical sleep: Behavioral, neurophysiological, and functional perspectives. Nature and Science of Sleep 8, 2016

Rattenborg, N. C. et al.: Evidence that birds sleep in mid-flight. Nature Communications 7, 2016

Tamaki, M. et al.: Night Watch in One Brain Hemisphere during Sleep Associated with the First-Night Effect in Humans. Current Biology 26, 2016

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.