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Astrophysik: Ein zweiter potenzieller Exomond

In unserem Sonnensystem gibt es dutzende Monde, doch außerhalb davon hat man noch keinen sicher nachgewiesen. Kepler-1708 b-i scheint jedoch ein ganz heißer Kandidat dafür zu sein.
Künstlerische Darstellung des Exomondes Kepler-1708 b-i

Mittlerweile haben Forschende mehrere tausend Exoplaneten aufgespürt, ihre Entdeckung ist langsam Routine. Sie werden wahrscheinlich ebenfalls von tausenden Exomonden begleitet, so wie es dutzende Trabanten bei Planeten unseres Sonnensystems tun. Doch der Nachweis dieser entfernten Monde ist ungleich schwerer. David Kipping von der Columbia University in New York und sein Team legen in »Nature Astronomy« jetzt Daten vor, die zumindest sehr stark auf das Vorhandensein eines Exomondes in einem 6000 Lichtjahre von uns entfernten Sonnensystem sprechen: Kepler-1708 b-i ist der zweite viel versprechende Kandidat für einen Exomond nach Kepler-1625 b-i, ein neptungroßen Begleiter, der einen jupiterartigen Exoplaneten in etwa 8000 Lichtjahren Entfernung von der Erde umkreist.

Erste Hinweise auf die Existenz von Kepler-1708 b-i tauchten erstmals 2018 bei einer Untersuchung von Archivdaten durch David Kipping von der Columbia University, einem der Entdecker von Kepler-1625 b-i, und seiner Arbeitsgruppe auf. Das Team hatte Transitdaten des NASA-Weltraumteleskops Kepler von 70 kühlen Gasriesen untersucht. Ihre Umlaufbahnen verlaufen relativ weit weg von ihrem Stern, weshalb sie mehr als 400 Erdtage für eine Umrundung benötigen. Diese Exoplaneten lassen sich dadurch nachweisen, dass sie bei einem Transit das Licht ihres Sterns abschatten.

Große Exomonde sollten dann das Licht weiter abschwächen und entsprechende Signale aussenden, wonach die Astronominnen und Astronomen suchten. Die Liste potenzieller Exomondkandidaten arbeiteten Kipping und Co dann ab und strichen jedes Exemplar von der Liste, für das sich auch eine andere Erklärung finden ließ. Am Ende blieb nur Kepler-1708 b-i übrig. »Es war ein hartnäckiges Signal«, sagt Kipping. Die Lichtkurvendaten sprächen sehr stark dafür, dass nicht nur ein Gasriese, sondern ebenso ein sehr großer Begleiter an dem Stern vorbeizieht.

Kepler-1708 b-i wäre demnach 2,6-mal größer als die Erde und damit ein Drittel kleiner als Kepler-1625 b-i. Beide Kandidaten bestehen aus Gas, das sie durch ihre starke Anziehungskraft angesammelt haben. Womöglich begannen sie sogar als Planeten, bevor sie in den Bann ihrer Gasriesen gezogen wurden. »Wahrscheinlich handelt es sich um einen ›Mini-Neptun‹«, sagt Kipping: Objekte, die nicht in unserem Sonnensystem vorkommen, aber in der Nähe anderer Sterne in großer Zahl zu finden sind.

Zweifelsfrei belegt ist der Exomond allerdings noch lange nicht, wie René Heller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen gegenüber »Scientific American« sagt. Er sei nicht sicher, dass das Transitsignal von einem Mond herrührt: »Es überzeugt mich nicht.« Stattdessen könnte die Lichtdelle einfach das Ergebnis natürlicher Variationen des Sterns sein, etwa Sonnenflecken, die zur gleichen Zeit wie der Planetentransit über die Oberfläche des Sterns laufen.

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