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Weisheit: Bauch vor Kopf

Über vergangene Konflikte urteilen wir keineswegs klüger, wenn wir sie besonders kühl und rational betrachten.
Buddha beim Meditieren, die Hände vorm Bauch gefaltet

Der ehrwürdige Jedi-Meister Yoda aus »Star Wars« und Mr. Spock von »Raumschiff Enterprise« haben etwas gemeinsam: Beide Charaktere gelten als überaus weise. Allerdings unterscheiden sie sich darin, wie sehr sie sich von Emotionen leiten lassen – Yoda vertraut auf sein Bauchgefühl, Spock auf die Logik.

Auf welche Weise gelangen Menschen zu weiseren Entscheidungen? Das untersuchten die kanadischen Psychologen Igor Grossmann und Harrison Oakes von der University of Waterloo in Ontario anhand von zwei Onlinestudien mit insgesamt mehr als 1500 Teilnehmern. Die Probanden sollten sich jeweils eine Gelegenheit aus ihrem Alltag in Erinnerung rufen, bei der es kürzlich zu zwischenmenschlichen Konflikten oder Irritationen gekommen war. Dann sollten sie versuchen, ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihr Verhalten in diesem Moment zu verstehen.

Zum einen interessierte die Wissenschaftler, ob es in solchen Situationen hilfreich ist, sich selbst gedanklich von außen zu betrachten. Dazu sollten die Teilnehmer entweder in der Ichform oder in der dritten Person über sich nachdenken und ihre Überlegungen anschließend aufschreiben. Zudem sollten sie angeben, welche Gefühle sie dabei erlebt hatten.

Als Nächstes wollten die Forscher von den Versuchspersonen wissen, welche gedanklichen Strategien sie beim Sinnieren über den Konflikt angewendet hatten. Hierzu nutzten sie einen etablierten Fragebogen, der »praktische Weisheit« misst, definiert durch vier Merkmale: Man weiß um die Beschränktheit des eigenen Wissens, um die Komplexität sozialer Situationen, kann eine andere Sichtweise einnehmen und sucht nach Lösungen.

Probanden, die sich beim Nachdenken aus der Vogelperspektive betrachten sollten, erwiesen sich in diesem Sinne tatsächlich als weiser im Vergleich zu solchen, die das nicht taten. Einen noch größeren Beitrag leisteten jedoch Emotionen. Teilnehmer, bei denen die Erinnerung stärkere (positive oder negative) Gefühle zu Tage förderte, zogen weisere Schlüsse als ihre Mitstreiter, die emotional unbeeindruckt blieben. In ihrer zweiten Studie kamen Grossmann und Oakes zu denselben Resultaten. Sie schlussfolgern daraus mit einem Augenzwinkern, dass Meister Yoda dem kühlen Mr. Spock in puncto Lebensklugheit etwas voraushabe.

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