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Beobachtungstipps: Das »E« in der Milchstraße

Die zweiteilige Dunkelwolke Barnard 142/143 im Sternbild Adler sieht bei niedriger Vergrößerung im Fernglas wie ein schräg gekipptes, fett gedrucktes »E« am Himmel aus. Können Sie es erkennen?
Die benachbarten Dunkelwolken B 142/143 verdecken dahinter liegende Sterne. Die Form des verdunkelten Bereichs erinnert an den Buchstaben E.
Interstellare Wolken können den Blick auf dahinterliegende Sterne verdecken. Manchmal ergeben sich dadurch markante Formen am Himmel, die sich gut mit dem Fernglas beobachten lassen.

Ein Fernglas ist ein idealer Reisebegleiter: Gerade jetzt, am Urlaubsort, zeigt dieses kompakte Gerät, was es kann, und dies nicht nur bei der irdischen Naturbeobachtung. Nehmen Sie Ihr Fernglas mit ans Meer oder in die Berge, und entfliehen Sie dort dem Licht der Hotels, denn nun lockt die prächtige Sommermilchstraße. Oft genügt ein kleiner Fußweg, die handliche Optik über die Schulter gehängt.

Achten Sie auf die dunklen interstellaren Wolken, die besonders im südlichen Teil der Milchstraße einen deutlichen Kontrast zu den hellen Partien aus unzähligen Sternen bilden – im Fernglas ein unvergleichlicher Anblick. Wandert der Blick weiter nordwärts, dann wird dieser Kontrast zwar geringer, aber im Sternbild Adler (lateinisch: Aquila), rund 1,3 Grad nordwestlich des 2,7 mag hellen Sterns Gamma Aquilae (γ Aql) erwartet uns eine kleine Überraschung: eine zweiteilige Dunkelwolke, katalogisiert als Barnard 142/143 (siehe »Das dunkle E im Adler«).

Das dunkle E im Adler | Inmitten der Milchstraße gibt es Bereiche, in denen Sterne zu fehlen scheinen: dunkle Wolken aus kalter interstellarer Materie, die das Licht dahinterstehender Sterne verschlucken. Hierzu gehören die benachbarten Wolken B 142/143, die »Barnards E« bilden. Frank Stefani fotografierte sie mit einer Canon 7D Mk I und einem Objektiv vom Typ Samyang 135 mm f/2.0 ED UMC auf einer kompakten parallaktischen Montierung iOptron CEM 26EC. Norden ist oben; Osten links.

Selbst wenn der Schimmer der umgebenden Milchstraße hier kaum zu sehen ist, verraten sich die Wolken aus kaltem Gas und Staub durch das scheinbare Fehlen von Sternen in dieser Gegend. Die südwestliche der beiden Teilwolken, B 142, ist diffuser als die nordöstlich davon gelegene Wolke B 143. Schaut man aber eine Weile hin, dann kommt dank der niedrigen Ver­größerung des Fernglases der Eindruck auf, dort stehe schräg gekippt ein fett gedrucktes, dunkles »E« am Himmel. Diese Figur assoziierte auch schon ihr Entdecker, der US-amerikanische Astronom Edward Emerson Barnard (1857–1923).

Im Vergleich zu einem Teleskop spielt das Fernglas bei dieser Beobachtung seine Vorteile aus: ein großes Gesichtsfeld und das beidäugige Sehen, das hier die Wahrnehmung subtilerer Kontraste erlaubt.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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