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Emotionale Vorliebe: Die meisten Menschen halten Babys links

Beim Tragen von Kleinkindern haben Eltern offenbar eine klare Seitenpräferenz. Und auch der Antwort auf die Frage, warum das so ist, sind Forscher nun ein Stück näher gekommen.
Mutter mit Kind

Mindestens zwei von drei Menschen wiegen Kleinkinder spontan im linken Arm. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler um Julian Packheiser von der Ruhr-Universität Bochum auf der Basis von 40 Studien, die sich zwischen 1960 und 2016 mit dem Thema befasst hatten. Je nach Studie trugen durchschnittlich zwischen 66 und 72 Prozent der Versuchspersonen ein Baby auf ihrem linken Arm. Welche Seite die Probanden präferierten, hing den Daten zufolge sowohl mit der Händigkeit als auch mit dem Geschlecht der betreffenden Person zusammen. So war die Vorliebe sogar bei rund drei von vier Rechtshändern und ebenfalls bei fast drei von vier Frauen zu beobachten.

Schon in der Vergangenheit hatten verschiedene Studien auf eine Seitenvorliebe beim Tragen von Babys hingedeutet. Die Ergebnisse waren jedoch nicht immer eindeutig gewesen. Auch um eine Antwort auf die Frage, warum links bei Eltern offenbar beliebter ist als rechts, ringen Forscher schon lange. Eine gängige These lautet, dass die meisten Menschen nun mal Rechtshänder sind und ihre Kinder gerne deshalb links halten, damit ihre dominante Hand frei bleibt für andere Tätigkeiten. Dieser Annahme nehmen Packheiser und seine Kollegen nun allerdings ein wenig den Wind aus den Segeln. Denn würde sie stimmen, dann müssten Linkshänder konsequenterweise die rechte Seite bevorzugen. Doch das war nicht der Fall: Linkshänder trugen ihr Baby zwar seltener auf der linken Seite als Rechtshänder, zeigten mit 61 Prozent aber dennoch dieselbe Tendenz.

Die Autoren vermuten deshalb, dass die Händigkeit einen kleineren Einfluss auf die Tragepräferenzen von Eltern hat, als manche Forscher glauben. Sie nehmen stattdessen an, dass eher die Art und Weise, wie Emotionen im Gehirn verarbeitet werden, eine Rolle spielt. Für deren Prozessierung ist vor allem die rechte Hirnhälfte zuständig, die wiederum mit der linken Körperseite verknüpft ist.

Das könnte in den Augen der Wissenschaftler zudem erklären, warum Frauen ihre Kinder eher links halten als Männer: Womöglich besteht zwischen einer Mutter und ihrem Neugeborenen einfach ein ganz besonderes emotionales Band. Männern könnte das Halten von Babys hingegen vielleicht auch mal unangenehm sein – vor allem in Studien, in denen die Probanden keine echten Kinder wiegen sollten, sondern zum Beispiel Puppen. Zudem lieferten manche Untersuchungen Hinweise darauf, dass die Tragevorlieben bei Männern auch mit dem individuellen Erfahrungsschatz zusammenhängen könnten: So wiegen Männer, die wenig Erfahrung im Umgang mit Kindern haben, diese offenbar seltener links.

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