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Erstmals beobachtet: Sterbender Stern verschluckte Planeten

Erstmals haben Astronomen beobachtet, was auch der Erde einst droht: Ein sich im Todeskampf aufblähender Stern verschluckte einen Gasriesen.
Illustration des Zusammenpralls in drei Phasen
Der sich aufblähende Stern kommt dem Riesenplaneten näher (links), bis der Planet an der stellaren Atmosphäre kratzt (Mitte). Die Kollision der beiden (rechts) ließ den Stern zehn Tage lang hundertmal heller leuchten als zuvor.

Wenn Sterne am Ende ihres Lebenszyklus stehen, blähen sie sich zu gewaltiger Größe auf – Pech für alle Planeten des Systems, die zu nah an ihrem Zentralgestirn kreisen: Sie werden einfach verschluckt. Einen derartigen Vorgang hat ein Forscherteam nun erstmals in Echtzeit beobachtet. Das Spektakel ereignete sich in rund 12 000 Lichtjahren Entfernung, lässt sich aber von der Erde aus nur indirekt anhand der sich verändernden Helligkeit des Sterns und seiner chemischen Zusammensetzung erschließen.

Tatsächlich glaubte der Entdecker Kishalay De vom Kavli Institute for Astrophysics am Space Research des Massachusetts Institute of Technology zunächst an ein ganz anderes Phänomen. Für den raschen Helligkeitsanstieg des Sterns im Sternbild Adler, den er in den Daten der Zwicky Transient Facility (ZTF) entdeckte, machte er anfangs das Zusammenspiel zweier einander eng umkreisender Sterne verantwortlich. Auch hierbei kann es vorkommen, dass ein Stern das Material seines Nachbarn absaugt und verschluckt. Die Daten passten allerdings nicht zu den Modellen solcher Binärsysteme, weshalb sich De auf die Suche nach einer anderen Erklärung machte.

Wie er und seine Kollegen im Fachblatt »Nature« nun mitteilen, zeigte der Stern mit dem Kürzel ZTF SLRN-2020 einen rund zehn Tage dauernden, starken Anstieg seiner Helligkeit um den Faktor 100, gefolgt von einem lang anhaltenden »kühlen« Nachglühen, das gut ein halbes Jahr anhielt. Beobachtungen mit Infrarotteleskopen und spektroskopische Analysen des stellaren Leuchtens bestätigten ihre Vermutung, dass hier ein Stern am Ende seines Lebens einen Planeten verschluckte; dessen Masse schätzen sie auf ungefähr das Zehnfache unseres Jupiters.

Der schnelle Blitz, den ZTF bereits im Jahr 2020 einfing, ging wohl auf den eigentlichen Zusammenprall der beiden Himmelskörper zurück. Als der Planet ins Innere des Sterns stürzte, wurde vermutlich Material seiner äußeren Hülle ausgestoßen. Das kühlte dann ab und sorgte für das anhaltende Nachglühen vor allem im Infrarot.

Auch die inneren Planeten des Sonnensystems werden eines Tages von der Sonne vertilgt werden. Mit Sicherheit wird dies Merkur und Venus betreffen, ob die Erde auch deren Schicksal teilen wird, ist noch nicht sicher. Sorgen braucht man sich deswegen nicht zu machen: Fachleute erwarten den finalen Todeskampf der Sonne (und der Erde) frühestens in fünf Milliarden Jahren.

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