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Sonnensystem: Felsbrockenpaar macht Pluto Konkurrenz

Die beiden Himmelskörper treiben auf einer ähnlichen Bahn wie der berühmte Zwergplanet um die Sonne. Aufgespürt hat sie ein Team von Hobbyastronomen, mit einer ausgeklügelten Technik.
Transneptunische Asteroiden (künstlerische Darstellung)

Am Rand unseres Sonnensystems trotzen zwei Felsbrocken gemeinsam der ewigen Kälte. Die beiden Himmelskörper sind 180 beziehungsweise 138 Kilometer groß und umkreisen sich in einem Abstand von gerade mal 350 Kilometern, berichten Astronomen um Rodrigo Leiva vom US-amerikanischen Southwest Research Institute im »Planetary Science Journal«. Das Paar driftet demnach auf einer ellipsenförmigen Bahn um die Sonne, deren Form und Ausdehnung grob mit der des 2300 Kilometer großen Pluto vergleichbar ist.

Das Duo mit der Katalogbezeichnung (523764) 2014 WC510 zählt damit zu den »transneptunischen« Objekten: Gemeint sind Asteroiden oder Zwergplaneten, die weiter von der Sonne entfernt sind als Neptun, der äußerste der acht bekannten Planeten im Sonnensystem. Astronomen kennen bisher mehrere tausend dieser eiskalten Brocken. Über viele ist jedoch nicht viel mehr bekannt, als dass es sie gibt.

Das galt bis vor Kurzem auch für 2014 WC510. Bereits 2011 fiel das Objekt auf Teleskopbildern auf, Forscher hielten es jedoch zunächst für einen einzelnen Asteroiden. Das änderte sich erst im Dezember 2018. Da zog 2014 WC510 von der Erde aus gesehen vor einem Doppelsternsystem vorüber. Dabei beobachteten sechs kleinere Observatorien in den USA nicht nur eine kurzzeitige Verdunklung der Lichtquelle im Hintergrund, sondern zwei dicht aufeinander folgende Helligkeitseinbrüche. Das passe am besten zu dem Szenario, dass sich nicht ein einzelner, sondern zwei getrennte Himmelskörper durch das Blickfeld bewegt haben, schreiben die Forscher in ihrem Fachaufsatz.

Die beteiligten Teleskope gehören zu einem RECON genannten Citizen-Science-Projekt, bei dem engagierte Amateurastronomen an der Pazifikküste gemeinsam transneptunischen Objekten nachjagen. Die anspruchsvolle Datenauswertung übernahm dann das professionelle Astronomenteam um Rodrigo Leiva.

Paare von Himmelskörpern scheinen am Rand des Sonnensystems nichts Ungewöhnliches zu sein. Das haben nicht zuletzt die Bilder der Raumsonde New Horizons gezeigt. Sie flog im Juli 2015 an Pluto vorbei und passierte am Neujahrstag 2019 das weiter außen liegende transneptunische Objekte Arrokoth. Es besteht aus zwei Felsbrocken, die irgendwann in ferner Vergangenheit kollidiert sind und seitdem zusammenkleben.

Arrokoth | Kurz vor Erreichen des geringsten Abstands nahm die NASA-Raumsonde New Horizons diese Ansicht des rund 35 Kilometer langen Kuipergürtelobjekts Arrokoth auf. Das Bild entstand aus einem Abstand von 6600 Kilometern.

2014 WC510 scheint jedoch zu einer anderen Gewichtsklasse zu gehören als der schneemannförmige, 38 Kilometer lange Arrokoth. Die beiden nun entdeckten Brocken sind zwischen drei- und fünfmal so groß. Noch dazu sind sie weniger weit von der Sonne entfernt: Das Duo in 2014 WC510 nähert sich dieser zeitweise bis auf 4,3 Milliarden Kilometer an (Fachleuchte sprechen von 29 Astronomischen Einheiten), was knapp innerhalb der Bahn von Neptun liegt.

Wie genau 2014 WC510 aussieht, wird man wegen der großen Entfernung zur Erde fürs Erste nicht herausfinden können. Selbst die besten Teleskope der Menschheit sind dafür nicht gut genug. Wie bei Pluto wäre daher eine Sonde nötig, die in der Nähe vorbeifliegt und hochauflösende Bilder zur Erde funkt.

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