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Unberührte Natur: Nur ein Bruchteil der Landoberfläche ist ökologisch intakt

Die Artenvielfalt ist in den letzten 500 Jahren stark geschrumpft. Nur wenige Gebiete auf der Erde sind heute noch intakt. Die Anzahl ließe sich aber erhöhen.
Ein Touristenboot im Kongo

Weniger als drei Prozent der Erdoberfläche sind noch ökologisch intakt. Dazu zählen Teile des Kongobeckens, des Amazonas, der russischen Tundra oder einige Wüsten wie die Sahara. Und nur ein Zehntel davon sind Naturschutzgebiete. Zu diesem Ergebnis kommen Forscherinnen und Forscher um Andrew Plumptre von der Cambridge University im Fachjournal »Frontiers in Forests and Global Change«. Zuvor hatten viele Wissenschaftler geschätzt, dass 20 bis 40 Prozent der Landoberfläche ein weitgehend unberührtes Ökosystem enthalten.

Laut den Kriterien, die die Forscherinnen und Forscher um Plumptre anlegten, sind es jedoch wesentlich weniger. Sie betrachteten mindestens 10 000 Quadratkilometer große Gebiete und ermittelten, wie viele Arten dort seit dem Jahr 1500 verschwunden sind. Damit orientierten sie sich am 2016 eingeführten Konzept der »Key Biodiversity Areas« – Regionen, die für die Artenvielfalt eine Schlüsselrolle einnehmen. Eine allgemein akzeptierte Definition von Unberührtheit gibt es nicht: Wer auf Satellitenbildern nach sichtbaren Folgen menschlichen Einflusses sucht, kommt dadurch zu einem anderen Ergebnis wie jemand, der die Zusammensetzung des Ökosystems betrachtet.

Rund ein Fünftel der Landgebiete könnte allerdings wieder in seinen ursprünglichen Zustand gebracht werden, berichtet Plumptres Team. Dazu reiche es aus, wichtige Tierarten erneut in den Gebieten anzusiedeln, aus denen sie derzeit verschwunden sind. In das Kongobecken könnten etwa Waldelefanten wieder eingeführt werden. Um als intakt zu gelten, müssen diese Regionen nicht frei von menschlicher Besiedlung sein: In vielen dieser Areale würden indigene Bevölkerungsgruppen leben, die vielfach sogar entscheidend zum Erhalt der Natur beitragen, schreiben die Forscher.

Der schädliche Einfluss des Menschen besteht in Lebensraumzerstörung, der Jagd auf seltene Tiere und dem Einschleppen fremder Arten und Krankheiten. Erst wenn diese Faktoren unter Kontrolle seien, könnten sich verschwundene und wiederangesiedelte Arten behaupten. Nach und nach könnten die Lebensräume dann auch ihre ökologische Funktionalität zurückerlangen.

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