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Landnutzungsbericht: IPCC warnt vor Ausbeutung des Ackerlandes

Die Art und Weise, wie wir den Boden unter unseren Füßen nutzen, muss sich ändern. Sonst bedroht der Klimawandel sogar die Nahrungsversorgung, mahnen die Fachleute.
Eine staubige Savanne mit vertrocknetem Gras und einer einzelnen Akazie

In seinem neuen Landnutzungsbericht bemüht sich der Internationale Klimarat IPCC um Optimismus. Es gebe prinzipiell genug nutzbares Land auf der Erde, um neben der Welternährung auch Klima- und Artenschutz zu verwirklichen, sagte Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven bei der öffentlichen Präsentation des Berichts. Allerdings muss sich dafür laut Bericht einiges ändern – und zwar nicht nur technisch, sondern auch politisch und kulturell.

So rufen die Autorinnen und Autoren wieder einmal dazu auf, weniger Fleisch zu essen. Nicht nur vermeide das direkt Treibhausgase; die so gewonnenen Flächen brauche man zum Aufforsten und um nutzbare Biomasse zu gewinnen. Entscheidend sei jedoch vor allem, dass schnell viel weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt. Dann sei global nachhaltige Landnutzung möglich, so Pörtner. Das gilt, so eine zentrale Botschaft des Berichts, aber auch umgekehrt: Land- und Forstwirtschaft tragen laut der Analyse fast ein Viertel der menschlichen Treibhausgasemissionen bei.

Der »Spezialbericht über Klimawandel, Wüstenbildung, Landverschlechterung, nachhaltiges Landmanagement, Ernährungssicherheit und Treibhausgasflüsse in terrestrischen Ökosystemen« beschäftigt sich, anders als die bisherigen IPCC-Berichte, spezifisch mit den Landflächen der Erde – von denen der Mensch etwa 70 Prozent nutzt. Nicht nur ist die globale Durchschnittstemperatur an Land mit mehr als 1,5 Grad Celsius weit schneller gestiegen als über dem Ozean, hier zeigen sich auch die direkten Wechselwirkungen zwischen Klima und menschlicher Aktivität.

Die Trockenheit der letzten Jahre in Deutschland zum Beispiel hängt einerseits mit dem Klimawandel zusammen und andererseits damit, dass durch versiegelte Flächen, trockengelegte Feuchtgebiete und intensive Landwirtschaft der Wasserhaushalt der Landschaft dramatisch verändert wurde. Global führen derartige miteinander verbundene Effekte von Klima und Mensch dazu, dass große Gebiete von Versteppung oder extremen Regenfällen bedroht sind; derlei schlechtere Bedingungen für den Ackerbau führen womöglich dazu, dass die Versorgung mit Lebensmitteln weniger stabil wird – und schwankende Versorgung bedeutet schwankende Staaten. Die klare Botschaft des Berichts: So kann es nicht weitergehen.

»Relevant ist also nicht allein, dass wir 70 Prozent der eisfreien Landoberfläche nutzen, sondern immer mehr auch, in welcher Art und Weise wir dies tun«, sagt Julia Pongratz, Expertin für Landnutzung an der LMU München. Idealerweise könnten beispielsweise Wälder lokal negativen Klimafolgen entgegenwirken. Der Bericht beschreibt diese Effekte im Detail und kommt dabei unter anderem zu der Schlussfolgerung, dass derzeit der Gesamteffekt des Klimawandels auf das globale Pflanzenwachstum positiv ist: Die Erde ergrünt, vor allem in der Arktis.

Gleichzeitig allerdings gibt es deutliche Warnzeichen. Fachleute warnten jüngst, dass die Effekte des Klimawandels große Teile der bewirtschafteten Wälder in Deutschland bedrohen. So geht es vielen Ökosystemen, besonders den von Menschen vorgeschädigten. Wie der Bericht betont, ist Abhilfe bei den Problemen der Landnutzung vergleichsweise leicht zu schaffen. Waldschutz und nachhaltigere Landwirtschaft seien nicht nur einfacher als die Abkehr von fossilen Brennstoffen, sondern brächten sofort viele positive Nebeneffekte. Dafür müsste man nur schnell handeln und die nötigen Veränderungen jetzt in die Wege leiten, so die Autorinnen und Autoren. Das sagt der IPCC seit 1990; damals lag die atmosphärische Kohlendioxidkonzentration bei knapp über 355 ppm. Im Januar 2021 liegt sie bei 415 ppm.

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