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Artenschutz: Luftbrücke für Wölfe nach Michigan

Isle Royal im Oberen See in Michigan ist berühmt für seine Langzeitstudie zu Wölfen und Elchen. Weil die Raubtiere verschwanden, mussten Ökologen nun zum Hubschrauber greifen.
Wölfe

Isle Royal ist der kleinste Nationalpark der Insel – und Schauplatz einer über Jahrzehnte beobachteten Beziehung zwischen Wölfen und Elchen. In früheren Zeiten war die Insel im großen Oberen See zwischen Kanada und den USA im Winter regelmäßig über eine Eisbrücke erreichbar, so dass auch größere Säugetiere leicht ein- und auswandern konnten. Wölfe nutzten dies regelmäßig, um auf der Insel zu jagen. Mit der Klimaerwärmung fror der See seltener zu, und der Austausch mit dem Festland wurde schwächer – womit die Wölfe schlechter zurechtkamen als die Elche: Seit 1958 beobachten Biologend deren Wechselspiel, was Isle Royal zu einem der am längsten währenden Freilandexperimente der Erde macht. Doch während die Zahl der Elche zwischen 500 und 2500 schwankt, erreichte der Wolfsbestand naturgemäß nicht mehr als 50 Tiere in den 1980er Jahren, und seitdem ging er drastisch zurück. 2016 lebten nur noch zwei Wölfe auf der Insel, so dass sich die Elche praktisch ungestört fortpflanzen können – mit allen negativen Folgen für die Umwelt und die eigene Art.

Um das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen – und die Langzeitstudie zu retten –, greifen Wissenschaftler des Nationalparks und des Ontario Ministry of Natural Resources and Forestry (OMNRF) zu einem drastischen Mittel: Sie fliegen Wölfe aus Kanada per Helikopter ein und lassen sie auf der Insel laufen. Das Ziel: eine Blutauffrischung und das Wiederbeleben der örtlichen Wolfspopulation. Die drei Männchen und das Weibchen folgen einem Pärchen, das bereits im September in den Park gebracht wurde, 14 bis 24 weitere Wölfe sollen in den nächsten drei Jahren folgen.

Die Raubtiere sollen direkt und indirekt dafür sorgen, dass sich die Elchzahlen wieder auf erträgliche Werte reduzieren. Die Überpopulation der großen Pflanzenfresser habe dafür gesorgt, dass Pflanzengemeinschaften geschädigt wurden und damit für andere Tiere weniger nutzbar waren. Frühere Bestandsexplosionen der Elche endeten zudem mit dem massenhaften Verhungern der Tiere in harten Wintern. Die Wölfe jagen die Tiere nicht nur, sondern sorgen vor allem für eine »Ökologie der Angst«. Diese These basiert darauf, dass Pflanzenfresser bestimmte Umweltbereiche meiden, weil dort das Risiko, einem Fressfeind zum Opfer zu fallen, sehr hoch ist. Dadurch sinkt die Zahl der Geburten und erholen sich sensible Biotope. Dieser Einfluss soll zum Beispiel im Yellowstone dazu beigetragen haben, dass sich Auwälder wieder regenerieren konnten, allerdings ist diese Ansicht umstritten.

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