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Archäologie: Rätselhafte »Hügeli« am Schweizer Bodenseeufer sind 5500 Jahre alt

Wie Perlen an einer Kette reihen sich 170 Steinhügel entlang des Schweizer Bodenseeufers auf. Sicher war bisher, dass Menschen die Steinerhebungen angelegt hatten. Nun kennen Archäologen auch das Alter der rätselhaften Anlage.
Steinsetzung am Schweizer Bodenseeufer

Bisher zählen Archäologen 170 Steinerhebungen, die in einer langen Reihe und parallel zum Schweizer Bodenseeufer bei Uttwil verlaufen. Die Funktion der runden Steinformationen haben die Forscher zwar noch nicht erschlossen, dafür ist es ihnen jetzt gelungen, das Alter der Steinanlage zu bestimmen. Wie das Amt für Archäologie des Kantons Thurgau berichtet, ergab eine Radiokarbondatierung, dass die Hügelreihe vor 5500 Jahren während der Jungsteinzeit angelegt worden war.

Die Steinhügel liegen bis zu fünf Meter tief im Wasser und haben zum Teil monumentale Ausmaße: zwischen 15 und 30 Meter im Durchmesser. Allerdings erheben sich die flachen Steinsetzungen nur ungefähr einen halben Meter vom Seegrund. Die Archäologen um Grabungsleiter Urs Leuzinger vom Amt für Archäologe des Kantons Thurgau sprechen daher auch lieber von schweizerdeutsch »Hügeli« statt Hügeln.

Pfosten aus Pappelholz | Bei den Grabungen an einem der »Hügeli« entdeckten die Archäologen auch Hölzer »in situ«, etwa diesen Pfosten aus Pappelholz.

Per Bagger haben die Archäologen nun einen Grabungsschnitt durch eine der Steinsetzungen, »Hügel 5«, geführt und unter Wasser ein zwei Meter breites Profil frei gelegt. Zwischen den Steinen konnten sie zudem mit Beilen zugeschlagene Pfosten aus Pappel- und Eschenholz bergen. Radiokarbondatierungen der Funde ergaben, dass zumindest »Hügel 5« vor 5500 Jahren während der Jungsteinzeit angelegt worden war. In dieser Epoche bis ungefähr ans Ende der Bronzezeit, um 800 v. Chr., hatten die Menschen am Bodensee zahlreiche Pfahlbausiedlungen errichtet. Im Zusammenhang mit der Hügelreihe konnten die Archäologen jedoch bislang keine Reste von Pfahlbauten aufspüren.

»Hügeli«-Reihe bei Uttwil | 2015 entdeckten Vermesser die außergewöhnlichen Erhebungen am Schweizer Bodenseeufer. Insgesamt 170 Steinsetzungen waren in einer Reihe und in regelmäßigen Abständen errichtet worden.

Bereits 2015 hatten Vermesser des Kantons Thurgau die »Hügeli«-Reihe entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings noch nicht klar, ob es sich um eine menschengemachte Anlage oder um natürliche Ablagerungen handelte. Genauer gesagt um Moränenreste, die der eiszeitliche Bodenseegletscher vor rund 18 000 Jahren an Ort und Stelle geschoben hatte. 2018 tasteten daher Geologen der TU Darmstadt die Steinerhebungen mit einem speziellen Unterwasser-Georadar ab. Dabei kam heraus, dass die Steine auf Sedimenten aufliegen, die sich erst nach dem Ende der Eiszeit abgelagert hatten. Die Sedimente selbst wiederum überdeckten die Moränenkante. Damit lag nahe, dass die »Hügeli«-Reihe von Menschenhand geschaffen worden war. Dieses Ergebnis konnten die Forscher nun durch die aktuellen Grabungen bestätigen.

Unklar ist aber weiterhin, welche Funktion die »Hügeli«-Reihe besaß. Gegenüber dem österreichischen Fernsehen nannte Archäologe Urs Leuzinger verschiedene Erklärungen. So könnte es sich um eine Wehranlage oder einen Transportweg gehandelt haben. Auch eine kultische Funktion sei nicht auszuschließen.

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