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Pterosaurier: Schon Flugsaurier-Babys konnten fliegen

Heute gilt: Wer aus dem Ei geschlüpft ist, muss erst mal ein wenig hochgepäppelt werden. Bei Flugsauriern war das einst wohl noch anders.
Junger Pterosaurier

Zu den neben den Dinosauriern bekanntesten Echsen des Erdmittelalters gehören die flugfähigen Pterosaurier. Diesen gelang zudem offenbar etwas, was heutzutage weder junge Vögel noch Fledermäuse können: Sie waren schon als frisch aus dem Ei geschlüpfte Babys in der Lage, sich in die Lüfte zu schwingen. Das meinen zumindest die Paläobiologen David Unwin und Charles Deeming von der University of Leicester, die sich für ihre in den »Proceedings of the Royal Society B« veröffentlichte Studie fossile Überreste von Pterosaurier-Embryoskeletten genau angeschaut haben.

Ähnliche Untersuchungen hatte es schon früher gegeben – allerdings fast ausschließlich an wenigen, eher schlecht erhaltenen Exemplaren von ungeschlüpften Pterosauriern, die in China ausgegraben wurden. Diese Tiere hatten dem Anschein nach recht unterentwickelte Flügelextremitäten gehabt, und Forscher hatten daraus geschlossen, dass die Flugsaurier generell erst als ausgewachsene Tiere anatomisch ausreichend gut für den Flug ausgestattet waren. Zuletzt waren Unwin und Deeming nun aber in chinesischen und argentinischen Fossillagerstätten auf besser erhaltene Exemplare von Flugsaurierembryos gestoßen, die vor Millionen von Jahren kurz vor dem Schlüpfen gestorben waren. An diesen ist deutlich zu erkennen, dass auch ganz junge Tiere typischerweise doch bereits kräftige Flügel hatten, so die Forscher.

Damit wären die Flugsaurier ein gänzlich anderer Entwurf der Evolution als etwa die heute lebenden Vögel: Diese schlüpfen noch recht unentwickelt aus dem Ei und müssen erst durch die fütternden Eltern aufgepäppelt werden und heranwachsen, bevor sie rein körperlich in der Lage sind zu fliegen. Womöglich waren schon die jüngsten Flugsaurier im Vergleich deutlich selbstständiger, spekulieren Unwin und Co: Sie konnten als extreme Nestflüchter vermutlich schon von Anfang an sich selbst ernähren und vor Fraßfeinden im Flug fliehen. Doch war dies vielleicht auch die größte Gefahr im frühen Leben: Gut möglich sei, dass viele Jungtiere nach Luftunfällen getötet wurden.

Mit immer neuen Funden vervollständigt sich das Bild weiter, das sich Forscher von den ausgestorbenen Flugsauriern machen können. Zuletzt kam so etwa heraus, wie vielgestaltig die Körperoberfläche der vor der Erfindung der Federn lebenden Tiere einst war – und wie riesig einzelne Exemplare werden konnten, ohne dabei ihre Flugfähigkeit einzubüßen. Ein solch enormes Wachstum war vielleicht nur möglich, weil die Saurier schon vor dem Schlüpfen weit entwickelt waren und auch während der immer weiter andauernden Wachstumsprozesse fliegen und jagen konnten, vermuten Unwin und Deeming mit Blick auf ihre neuen Erkenntnisse.

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