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Plastikmüll: Warum fluten tausende Gummibänder eine einsame Insel?

Nur wenige Menschen dürfen Mullion Island vor der Küste Cornwalls besuchen. Dennoch liegen dort unzählige Gummibänder – aus einem traurigen Grund.
Gummibänder auf Mullion Island

Mullion Island gehört den Seevögeln: tausenden Mantel- und Heringsmöwen, die auf dem Eiland vor der Küste Cornwalls rasten und nisten. Deshalb wunderten sich Ranger, warum auf der Insel unzählige Gummibändchen in unterschiedlichen Farben herumlagen – und zwar nicht nur am Strand, sondern auch weiter landeinwärts, wo sie zwischen ausgewürgten Gewöllen der Vögel platziert waren. Diese unverdauten Essensreste lieferten dann den Wissenschaftlern um Mark Grantham von der West Cornwall Ringing Group den entscheidenden Hinweis, wie sie in einer Mitteilung des britischen National Trust berichten.

Denn auch zwischen den Knochen, Fellresten und Gräten in den Speiballen tauchten die Gummibänder auf. Die Vögel hatten sie also selbst auf die Insel getragen, weil sie diese mit Nahrung verwechselt hatten. Einige der Plastikringe waren noch intensiv gefärbt, andere stark ausgeblichen, weshalb Grantham und Co davon ausgehen, dass die Tiere sie schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten konsumieren.

Die Forscher haben auch eine Ahnung, wo die Möwen den Unrat aufnehmen: Zur Nahrungsaufnahme suchen die Vögel unter anderem Gebiete auf dem Festland auf, darunter ausgedehnte Blumenfelder. Dort werden die Gummibänder genutzt, um Blumensträuße zu binden, doch gehen dabei offensichtlich viele verloren oder reißen und bleiben liegen. Die Tiere verwechseln sie mit Würmern oder anderer Beute, schlucken sie und verfrachten den Müll auf ihre Brutinsel.

Nachdem die Ranger das Problem bemerkten, entschlossen sie sich zu einer Aufräumaktion nach Ende der Brutsaison, um die Tiere möglichst wenig zu stören. Sie sammelten dabei innerhalb von nur einer Stunde mehrere tausend Gummiringe ein sowie Müll aus der Fischerei wie Leinen, Haken oder Nylonnetze. Beide Möwenarten mussten in den letzten Jahren empfindliche Bestandseinbußen hinnehmen, weil sie unter Nahrungsmangel und Störungen am Nistplatz leiden.

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