Direkt zum Inhalt

Vogelkunde: Weißkehlammern haben einen neuen Hit

Über Jahrzehnte sangen die Weißkehlammern in Kanada denselben Song. Doch nach und nach hat ein neues Lied die Vogel-Charts erobert.
Die Weißkehlammer brütet in Kanada und im Nordosten der USA, sie überwintert in den USA und Nord-Mexiko.

Je eingängiger die Melodie, desto schneller wird ein Lied zum Hit. Das gilt auch im Reich der Vögel: Kanadas Weißkehlammern haben sich über mehrere Jahrzehnte für einen neuen Lieblingssong entschieden. Das geht aus einer Studie hervor, die nun im Magazin »Current Biology« erschienen ist.

Weißkehlammern (Zonotrichia albicollis) brüten in Kanada und im Nordosten der USA. Die Singvögel leben in Büschen, Hecken und Dickichten, in Parks und Gärten – entsprechend häufig ist ihr klarer Gesang zu vernehmen. Ihr größter Hit endete lange Zeit mit drei Tönen. Nun aber ist der Sound der kanadischen Zonotrichia albicollis von Britisch-Kolumbien bis Zentral-Ontario ein anderer: Das Lied endet auf zwei Tönen.

Die meisten Vogelarten ziehen es vor, an bewährten Gesängen festzuhalten, um Territorien zu verteidigen und Weibchen anzulocken. Einige jedoch ändern ihre Melodie – allerdings langsam und wie Otter und Kollegen beschrieben, geschieht das zumeist nur in lokalen Populationen. Das, was in Kanada geschah, sei noch nie zuvor beschrieben worden, sagt Otter in einer Pressemitteilung.

Bereits in den 1990er Jahren hatte der Biologe Ken Otter festgestellt, dass die Weißkehlammern im Westen des Landes ein etwas anderes Lied als ihre Verwandten im Osten trällerten. Würde es sich verbreiten? Vogelbeobachter aus ganz Nordamerika haben Aufnahmen von Weißkehlammern in Online-Datenbanken hochgeladen, mit denen sich die Entwicklung beobachten ließ. Das Ergebnis: Das Lied war nicht nur westlich der Rocky Mountains populärer, sondern gefiel auch den anderen Populationen in ganz Kanada besser.

»Ursprünglich haben wir 2004 die Dialektgrenzen vermessen«, sagt Otter in einer Pressemitteilung. Etwa auf halbem Weg durch Alberta sei das neue Lied nicht mehr zu hören gewesen. Doch »bis 2014 sang jeder Vogel, den wir in Alberta aufnahmen, diesen westlichen Dialekt, und wir sahen, wie er in Populationen auftauchte, die bis nach Ontario, das 3000 Kilometer von uns entfernt ist, vorkamen«, erklärt der Biologe.

Besonders aufregend: Eine westliche Population übt sich an einer bislang unbekannten Melodie. Mit den Tonaufnahmen will das Team nun in Echtzeit lauschen, ob es der nächste Hit wird.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.