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Seevögel: Zahl männlicher Pinguinsingles nimmt drastisch zu

Eine der größten Brutkolonien der Magellan-Pinguine schrumpft dramatisch. Gleichzeitig verschiebt sich das Geschlechterverhältnis. Was löst den Wandel aus?
Ein Magellan-Pinguinpärchen

Punta Tombo bildet eine der größten Brutkolonien der Magellan-Pinguine (Spheniscus magellanicus) Südamerikas: Mehrere hunderttausend Brutpaare versammeln sich hier jährlich, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Die große Zahl darf jedoch nicht täuschen, denn in den letzten drei Jahrzehnten ist der Bestand hier um 40 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich das Geschlechterverhältnis dramatisch verschoben. Kamen Ende der 1980er Jahre nur 1,5 Männchen auf ein Weibchen, suchen mittlerweile drei Männchen eine Partnerin. Warum das so ist, wollten Natasha Gownaris von der University of Washington und ihr Team untersuchen; erste Ergebnisse veröffentlichten sie im Journal »Ecological Applications«.

Die Wissenschaftler profitierten dabei unter anderem von Beringungsstudien, die hier seit 1982 laufen. Anhand der Markierungen lässt sich ermitteln, wie viele Tiere jedes Jahr von der Überwinterung auf hoher See Zurückkehren, um zu nisten. Wie bei vielen Seevögeln üblich sterben mehr unerfahrene, junge Pinguine auf dem Meer als Altvögel und mehr Weibchen als Männchen. Doch das allein kann das über die Zeit deutlich verschlechterte Geschlechterverhältnis nicht erklären. Die Daten zeigen jetzt, dass beim Nachwuchs der Tiere überdurchschnittlich viele Weibchen versterben und nicht mehr an Land zurückkehren. Die Zahl der im Ozean überlebenden jungen Männchen ist demnach um ein Drittel höher als die der Weibchen: Von ihnen überleben nur 12 Prozent den ersten Winter, bei den Männchen sind es immerhin 17 Prozent. Mit zunehmendem Alter nimmt dieses Ungleichgewicht ab; bei den erwachsenen Tieren beträgt das Verhältnis 89 zu 85 Prozent.

Beides zusammen sorgt jedoch langfristig dafür, dass mehr Männchen um weniger Weibchen konkurrieren – was für den gesamten Bestand auf Dauer kritisch ist: Dramatisch verschobene Geschlechterverhältnisse erhöhen das Aussterberisiko, weil sie den Bruterfolg mindern, etwa wenn marodierende Singles vermehrt bei der Nachwuchspflege am Nest stören. Besonders hoch ist die Sterblichkeit der Weibchen auf See in Jahren, in denen die Überlebensrate insgesamt niedrig ist. Dabei scheint Nahrungsmangel eine größere Rolle zu spielen als Extremwetter. Studien an tot an Stränden angeschwemmten Magellan-Pinguinen zeigen nicht nur einen erhöhten Anteil an Weibchen, sondern auch, dass die Tiere meist an Unterernährung starben. Das kann natürliche oder durch Menschen gemachte Gründe haben: Verlagerte Ozeanströmungen sorgen beispielsweise dafür, dass Sardellenschwärme – die Hauptnahrung der Vögel – ausbleiben oder kleiner ausfallen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist kommerzieller Fischfang; in den letzten Jahren nahmen etwa die Fangmengen vor der brasilianischen Küste zu, wo auch die Pinguine nach Nahrung suchen.

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