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»Erste Hilfe für die Erde«: Ein besonderes Buch zum Klimawandel

Mark Maslin hat die wichtigsten Fakten zur Rettung unseres Planeten kurz und knapp aufbereitet. Eine Rezension
Kalbender Gletscher

Bücher über die Folgen des Klimawandels, die zum Handeln aufrufen, gibt es viele. Was also ist das Besondere an diesem Buch? Mark Maslin, Professor für Erdsystemwissenschaften am University College London, nutzt ein außergewöhnliches Format: Er gibt den Menschen einen Erste-Hilfe-Kompass für die Hosentasche an die Hand. Das Cover ist an ein medizinisches Erste-Hilfe-Buch angelehnt und soll einen ähnlichen Zweck in Bezug auf den Klimawandel erfüllen: kurze, prägnante Handlungsanweisungen und Fakten zur Rettung unseres Planeten. Das Ziel: Ob bei der Diskussion in der Mittagspause mit Kollegen, der Abendrunde mit Freunden oder im Parlament – man soll immer die wichtigsten Argumente griffbereit haben.

Was jeder Einzelne, Industrie und Politik konkret gegen den Klimawandel tun können

Dieses Format ist laut Maslin inspiriert vom Werk »Die Kunst des Krieges« von Sun Tzu, einem chinesischen General, Militärstrategen und Philosophen, der um 500 v. Chr. gelebt hat. Jedes Kapitel ist für sich abgeschlossen, das Buch muss nicht chronologisch gelesen werden. Im Inhaltsverzeichnis findet man eine kurze Zusammenfassung des jeweiligen Kapitels als Orientierung. So kann man direkt zu dem Kapitel blättern, das einen am meisten interessiert.

Maslin startet mit Fakten zur Geschichte unseres Planeten, der Menschheit bis zum aktuellen Zustand der Welt. Er beschreibt mögliche negative, aber auch positive Zukunftsszenarien. Zudem zeigt er Möglichkeiten auf, wie man Fehlinformationen und Fake News zum Klimawandel begegnen kann. Schließlich erklärt Maslin, was jeder Einzelne, Unternehmen, aber auch die Politik konkret gegen den Klimawandel tun können.

Beim Durchblättern fallen vor allem die in deutlich größerer Schrift hervorgehobenen Aussagen auf, die eine ganze Seite beanspruchen. Der Autor hat diese Aussagen bewusst gewählt: Sie erregen Aufmerksamkeit, wecken Neugierde und bilden durch die prägnante Formulierung einen guten Einstieg in eine Diskussion. Maslin belegt alle Aussagen mit Quellenangaben am Ende des Buchs.

Die Stärke dieses Stils ist gleichzeitig seine Schwäche: Die Postulate wirken teilweise etwas reißerisch und aus dem Zusammenhang gerissen. Man ertappt sich hin und wieder dabei, mehr erfahren zu wollen. Trotz des knappen Stils sind die Kapitel logisch aufgebaut und ein roter Faden ist erkennbar. Beispielsweise wird der Energieverbrauch der Menschheit im Lauf der Geschichte mit der Anzahl an benötigten Glühbirnen verglichen, die rasant ansteigt.

Manches könnte der Autor eventuell etwas differenzierter betrachten. So beschreibt er zwei mögliche Zukunftsszenarien, eine Utopie und eine Dystopie. Die Wahrheit der Zukunft liegt wohl eher dazwischen, doch natürlich kann man mit Extremen mehr Aufmerksamkeit und Handlungsbereitschaft erreichen.

Maslin ist eine der führenden Stimmen im Kampf gegen den Klimawandel. Der kämpferische Stil des Buchs spiegelt das perfekt wider. Es spricht einerseits durch die schlichte Sprache ein breites Publikum an. Andererseits ist an einigen Stellen auch viel Hintergrundwissen gefragt, auf das jedoch nicht eingegangen wird. Wer begründete Argumentationsketten mit Hintergrundwissen zum Klimawandel sucht, ist hier falsch. Das will Maslin allerdings auch gar nicht bieten. Wer dagegen auf der Suche nach knappen, aber fachlich richtigen und belegten Fakten und Antworten ist, dem kann das »Erste-Hilfe-Buch für die Hosentasche« ein nützlicher Begleiter sein.

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