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Handliches Hai-Buch

Der Taucher Ralf Kiefner zeigt Haie hautnah. In seinem Buch porträtiert er die verspielten und neugierigen Meereslebewesen mit ihren kräftigen Beißern.

»Halt«, würden Haiforscher vielleicht rufen, »bitte nicht nachmachen!« Sie warnen davor, zu verspielt mit den gefährlichen Wasserwesen umzugehen. Doch genau das tut der Autor Ralf Kiefner zusammen mit seiner Frau Andrea Ramalho. Ob weiße Haie, mehr als ein Dutzend Weißspitzen-Hochseehaie, beide gehen meist ohne Käfig ins Wasser. Wenn auch – wie sie kleingedruckt im Impressum zugeben – begleitet von einem professionellen Sicherheitsteam.

Zärtliche Beißer

Denn die Haie kommen den Tauchern sehr nah, stupsen neugierig an die Unterwasserkamera und lassen die Linse schon mal einen Blick in ihr weit geöffnetes Maul und auf ihre eindrucksvollen spitzen Zähne werfen. Auch Kiefner warnt in seinem Buch davor, es ihm nachzutun. Viele Jahre Erfahrung und sorgfältiges Beobachten der Tiere haben ihm die hautnahen Begegnungen ermöglicht. Er taucht seit 1975 und arbeitet seit 1990 als Tier- und Unterwasserfotograf. Für ihn ist es wie eine Berufung, diese Tiere von ihrer besten Seite zu zeigen.

Spätestens seit dem Kinoschocker »Der weiße Hai« leiden die Tiere unter ärgstem Mobbing und gelten als eiskalte, aggressive Bedrohung. Allerdings sterben weltweit jährlich nur zehn Menschen nach Haiattacken. Vielmehr ist es umgekehrt: Der Hai ist durch uns gefährdet. So sind aktuell 36 Prozent aller Haiarten vom Aussterben bedroht, eine ist erst kürzlich ganz verschwunden. Carcharhinus obsolerus wurde vor wenigen Jahren das erste Mal im Meer entdeckt und musste schon kurze Zeit später als wahrscheinlich ausgestorben gemeldet werden. Der Grauhai ist damit der erste Fisch, der durch Überfischung ausgerottet wurde. Zu viele andere Artgenossen verenden als Beifang.

Das Buch zeigt eine märchenhafte Unterwasserwelt, in der die Haie manchmal scheu, oft auch neugierig und verspielt mit den Tauchern interagieren. Ein besonderes Erlebnis scheint es zu sein, Körperkontakt mit den Tieren aufzunehmen und ihnen eine Hand auf den Kopf zu legen. Das zeigen jedenfalls einige der Fotografien. Oft greifen Kiefner oder Ramalho auch an die Rückenflosse und lassen sich ein paar Runden durchs Wasser ziehen. Und wenn mal keine Haie zum Fototermin da sind, locken die Taucher sie mit Leckerlis an. Dafür nutzen sie meist Fische, aber auch tote ausgewachsene Schildkröten. Deren Kadaver sammelt Kiefner aus den Netzen ein, die Strände vor Haien schützen sollen, doch manchmal anderen Tieren zum Verhängnis werden.

Nebenbei lernt man, wie sich die Zähne von Haien immer wieder erneuern, erfährt von Zitronen- und Tigerhaien oder dass Sandtigerhaie für Menschen ungefährlich sind. Deren tragende Weibchen fressen meist so wenig, dass sich auf den Zähnen sogar schon bräunlicher Bewuchs zeigt. In ihrem Leib geht es dabei nicht so friedlich zu. Die stärkeren fressen die kleineren Geschwister, so dass immer nur ein oder zwei Jungtiere geboren werden.

Neben den interessanten Fakten überwiegen im Buch jedoch die Reiseschilderungen von Kiefner. Manchmal wünscht man sich mehr von diesen eleganten Fischen zu erfahren. Dafür ist das etwas mehr als eine halbe DIN-A4-Seite große Buch angenehm handlich für einen Bildband.

Wenn die wunderbaren und einzigartigen Farbfotos der Unterwasserwelt dabei helfen, Haie in einem freundlicheren Licht zu sehen, heißen vielleicht auch Haiforscher und Haiforscherinnen das Buch mit viel Tuchfühlung zu den Tieren gut. Denn Haie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem der Meere und sollten unbedingt geschützt werden. Da ist ein bisschen zu viel Hai-Liebe gar nicht schlecht.

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