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»Schatten über der Partnerschaft«: Aus ungünstigen Rollenmustern aussteigen

Ein Verhaltenstherapeut erklärt, wie Paare mit hoher Bereitschaft zur Mitarbeit und emotionalen Selbstöffnung Depressionen gemeinsam bewältigen können. Eine Rezension.
Paar trennt sich

Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und gehen mit deutlichen Einbußen in der Lebensqualität einher. Nicht nur die Betroffenen selbst leiden stark unter den Symptomen, sondern auch ihr enges Umfeld – besonders die Partner. Das Sachbuch des Schweizer Psychologieprofessors Guy Bodenmann richtet sich an betroffene Paare, aber auch an Fachpersonen. Denn den Partnerinnen und Partnern von depressiven Menschen wird im professionellen Kontext oft noch wenig Beachtung geschenkt. Dabei lohnt sich ein Blick über den Patienten hinaus, ist Bodenmann überzeugt.

Rollenzuschreibungen wie »gesunder« und »kranker« Partner, fehlende wechselseitige Unterstützung und schlechter werdende Kommunikation sind häufige Folgen einer Depression und wirken sich ungünstig auf den Heilungsprozess aus. Die Basis für eine gemeinsame Bewältigung der Erkrankung ist ein gutes Krankheitsverständnis.

Dieses schafft Bodenmann in den ersten Kapiteln, in denen er verständlich und detailliert Symptome, Auslöser und Entstehungsmodelle beschreibt, immer auch mit Blick auf die Partnerschaft. Hier wären an der einen oder anderen Stelle aktuellere Studienbelege wünschenswert. Da beide Partner unter der Erkrankung leiden und in ihrem Erleben wechselseitig voneinander abhängig sind, sollten sie die Depression als gemeinsame Herausforderung sehen (»We-Disease«). Was das konkret bedeutet und wie man aus ungünstigen Kommunikations- und Rollenmustern aussteigen kann, legt Bodenmann im zweiten Teil des Buchs dar.

Das Gelingen setzt eine hohe Bereitschaft zur Mitarbeit und emotionalen Selbstöffnung bei beiden Beteiligten voraus, weshalb der Autor im Bedarfsfall auch professionelle Begleitung empfiehlt. Die Sichtweise ist durchgängig optimistisch. Die Möglichkeit einer Trennung wird nicht thematisiert, was bei einer zu hohen Belastung für die Partnerschaft jedoch auch zur Realität gehört. Paare erhalten neben Lösungsansätzen zur Problembewältigung vor allem eine Mut machende Botschaft: »Gemeinsame Bewältigung setzt ganz andere Ressourcen bei beiden frei.«

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