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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Cassia-Arten

Cassia-Arten

Fam.: Caesalpiniaceae. Bäume, Sträucher oder Kräuter mit stets paarig gefiederten Blättern.

Cassia alata L. (syn. Cassis bracteata, Herpetica alata, Senna alata); Flügelkassie.
Vork.: tropisches Amerika und andere tropische Gebiete.
Droge: Cassia-alata-Blätter, die getrockneten Fiederblättchen. Inh.: Anthracenderivate, u.a. Rhein, Aloeemodin und deren Glykoside sowie Flavonoide, u.a. Kämpferol, Kämpferol-3-O-sophorosid und geringe Mengen äther. Öl. Anw.: volkstümlich in den Herkunftsgebieten bei Verstopfung, zur Blutreinigung und äußerlich – meist in Form der zerriebenen frischen Blätter oder deren Preßsaftes bei parasitären Hautkrankheiten, bes. bei der in denTropen verbreiteten, als "Ringwurm" bezeichneten Pilzinfektion.

Cassia angustifolia Vahl. (syn. Cassia lanceolata, C. ligustrina, C. medica, C. medicinalis, Senna alexandrina, Senna officinalis, Senna angustifolia); Tinnevelly-Senna (syn. Indische Cassie, Indische Senna).
Herk.: Indien (Tinnevelly). vgl. Abbildung
Drogen: 1. Sennae folium (syn. Cassiae folium, Folia Sennae, Folium Sennae); Tinnevelly-Sennesblätter (syn. Indische Sennesblätter), die getrockneten Fiederblätter. Inh.: Hydroxyanthracenderivate (etwa 3 %), die genuin als Anthronglykoside, v.a. Rheinmonoglucosid, vorliegen und beim Trocknungsprozess bes. die Sennoside A, A1 und B als Hauptglykoside (75-80 %) vgl. Formel mit D-Glucose als Monosaccharidbaustein bilden. Die als Sennidine bezeichneten Aglyka unterscheiden sich konfigurativ. In den A-Formen haben die C-Atome 10 und 10' jeweils gleiche Konfiguration; Sennosid A ist die (+)- und A1 die (-)-Form. Sennosid B stellt die Mesoform mit entgegengesetzten Konfigurationen der Chiralitätszentren dar; der Drehwert ist null. Die Sennoside C und D bilden ein Diastereomerenpaar des Diglucosids von Aloeemodin-rheindianthron. Weitere Bestandteile sind u.a. verschiedene Heterodianthrone, Rhein, Aloeemodin und deren Anthrone in teilweise glykosidierter Form sowie Flavonoide und Schleimstoffe. Wirk.: Sennoside werden erst im Kolon zu Sennidinen hydrolysiert. Diese werden durch die mikrobielle Flora zu Anthronen reduziert, die letztlich für den hydragogen Effekt und den damit verbundenen Füllungsdruck sowie die Anregung der Darmperistaltik verantwortlich sind. Anw.: bei akuter Obstipation als mittelkräftiges Laxans. Dos.: mittl. TG 20-60 mg Hydroxyanthracenderivate bzw. als Tee 1-1,5 g Schnittdroge auf ca. 150 ml Wasser. In den Herkunftsgebieten der Droge kommt diese volkstümlich auch bei Appetitlosigkeit, Leber- und Galleleiden, Gelbsucht sowie bei Bronchitis zur Anwendung. Zur Teezubereitung verwendet man 1/2.-1 gestrichenen Teelöffel fein zerschnittener Droge, wobei der Tee sowohl als Heißwasseraufguß als auch als Kaltauszug bei längerem Stehen vor der Anwendung hergestellt werden kann. 2. Sennae fructus angustifoliae (syn. Folliculi Sennae, Fructus Sennae angustifoliae); Tinnevelly-Sennesfrüchte (syn. Indische Mutterblätter, Indische Sennesbälge, Indische Sennesschoten), die getrockneten Früchte. Inh.: Hydroxyanthracenderivate (mind. 2,2 %). Die Zusammensetzung entspricht der Blattdroge, lediglich Aloeemodinderivate sind in geringerer Menge enthalten als in den Blättern. Anw.: s. Sennae folium.
Hom.: Senna HAB34, die getrockneten Fiederblätter. Anw.-Geb.: Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes.
Histor.: Sennesblätter kamen im 9. Jh. durch arabische Ärzte nach Europa.



Cassia angustifolia. Blühender Sproß und Hülse



Cassia auriculata L. (syn. Senna auriculata).
Vork.: Burma, Indien, Sri Lanka.
Drogen : 1. Cassia-auriculata-Blätter, die getrockneten Fiederblättchen. Inh.: Gerbstoffe (ca. 20 %), geringe Mengen Anthracenderivate. Anw.: volkstümlich in den Heimatgebieten als Wurmmittel, bei Obstipation sowie äußerlich bei Hauterkrankungen, vereinzelt auch als Substitut für Schwarzen Tee. 2. Cassia-auriculata-Rinde, die getrocknete Rinde. Inh.: Gerbstoffe (7-25 %). Anw.: volkstümlich in den Heimatgebieten bei rheumatischen Beschwerden, Augenerkrankungen sowie als Adstringens zum Gurgeln. In der Technik zum Gerben und Schwarzfärben. 3. Cassiae-auriculata-Samen, die getrockneten reifen Samen. Inh.: Galactomannane, β-Sitosterol und Pyrrolizidinalkaloide (0,004 %). Anw.: volkstümlich in Sri Lanka sowie in der indischen Ayurveda-Medizin innerlich bei Diabetes, Durchfall und äußerlich bei Augenerkrankungen. Bei eitrigen Augenerkrankungen oder schmerzhaften Hornhautentzündungen werden die fein gemahlenen Samen in die Augen geblasen oder mit Cocosöl zu einer Paste verarbeitet, die auf die schmerzenden Augen gebracht wird.

Cassia fistula L. (syn. Bactyrilobium fistula, Cassia bonplandiana, C. excelsa, C. fistuloides, C. rhombifolia, Cathartocarpus excelsus, Cathartocarpus fistula); Purgierkassie (syn. Röhrenkassie), vgl. Abbildung.
Vork.: Indien.
Droge: Cassiae fistulae fructus (syn. Cassiae fructus, Fructus Cassiae fistulae), die getrockneten reifen Früchte. Inh.: Zucker (ca. 60 %), Pektine, Hydroxyanthracenderivate, u.a. Sennoside A und B. Anw.: Das mit Wasser extrahierte und eingeengte Fruchtmus (Pulpa Cassiae) dient als mildes Abführmittel.



Cassia fistula, Purgierkassie

Cassia italica (Mill.) Lam ex Steud. (syn. Cassia aschrek, C. burmanni, C. obovata, C. obtusata, Senna obovata, Senna obtusa); Alippische Senna (syn. Italienische Sennespflanze, Syrische Senna).
Vork.: u.a. Westafrika, Ägypten bis Pakistan, Anbau Südeuropa.
Droge: Cassia-italica-Blätter (syn. Cassia-obovata-Blätter); Sudan-Sennesblätter, die getrockneten Fiederblättchen. Inh.: Hydroxyanthracenderivate (ca. 2,5-3,5 %) mit gleicher Zusammensetzung wie Sennae folium. Anw.: Verstopfung, mitunter als Substitut für Sennesblätter, volkstümlich zur Blutreinigung, industriell zur Gewinnung von Sennosiden.

Cassia occidentalis L. (syn. Cassia foetida, Senna occidentalis).
Vork.: südöstliche USA, tropisches Amerika, Anbau heute in verschiedenen tropischen Gebieten.
Drogen: 1. Cassia-occidentalis-Blätter, die getrockneten Fiederblättchen. Inh.: Hydroxyanthracenderivate (ca. 2,1 %), u.a. Chrysophanol, Emodin und Physcion sowie dessen Glucoside, ferner Flavonoide. Anw.: volkstümlich in den einzelnen Gebieten sehr unterschiedlich. In Indonesien bei Zahn- und Kieferschmerzen, in Haiti bei Asthma und Kopfschmerzen, an der Elfenbeinküste bei Fieber, Gelbsucht Verstopfung, Nierenerkrankungen und grauem Star. 2. Cassia-occidentalis-Samen, die getrockneten Samen. Inh.: Hydroxyanthracenderivate, frei und als Glucoside (ca. 2,5 %). Anw.: volkstümlich, z.B. in Indien bei Fieber, Husten, Verstopfung und äußerlich bei Hauterkrankungen.

Cassia senna L.(syn. Cassia acutifolia, C. lanceolata, Senna acutifolia, S. alexandrina); Ägyptische Cassia (syn. Ägyptischer Sennesstrauch, Sennencassie).
Vork.: Ägypten, Sudan, Eritrea.
Drogen: 1. Sennae folium (syn. Cassiae folium, Folia Sennae, Folium Sennae); Ägyptische Sennesblätter, (syn. Alexandriner Sennesblätter, Alexandrinische Sennesblätter), die getrockneten Fiederblätter, vgl. Abbildung. Inh. und Anw. entsprechen denen von C. angustifolium. 2. Sennae fructus acutifoliae (syn. Folliculi Sennae, Fructus Sennae acutifoliae); Alexandriner-Sennesfrüchte (syn. Afrikanische Mutterblätter, Alexandriner-Sennesfrüchte, Sennesbälge, Sennesschoten), die getrockneten Früchte, vgl. Abbildung. Inh. Hydroxyanthracenderivate (mind. 3,4 %, nach Ph. Eur.). Anw.: entspricht der von C. angustifolia.



Cassia senna, Sennae folium, Ägyptische Sennesblätter



Cassia senna, Sennae fructus acutifoliae, Alexandriner-Sennesfrüchte

Histor.: Die medizinische Nutzung der Droge war den griechischen und römischen Ärzten der Antike unbekannt geblieben. Sie geht auf arbische Ärzte des 9. und 10 Jh. zurück, wobei zunächst die Früchte genutzt wurden. Die Kräuterbücher des 16. und 17. Jh. beschreiben die Droge als gebräuchlichstes Abführmittel, das auch bei Hauterkrankungen, Melancholie, Epilepsie, Seh- und Hörschwäche empfohlen wurde.

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