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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Plantago-Arten

Plantago-Arten

Fam.: Plantaginaceae.

Plantago afra L. (syn. Plantago afrum, P. atratum, P. cynops, P. divaricata, P. durandoi, P. parviflora, P. psyllium, P. sicula, P. squalida, P. stricta, P. strictum, Psyllium erectum, P. parvoflorum); Flohkraut (syn. Flohwegerich, Sandwegerich, Strauchwegerich).
Vork.: Mittelmeerraum und westliches Asien.
Droge: Psyllii semen (syn. Semen Psyllii, Semen Pulicariae); Flohsamen (syn. Heusamen, Plantago-afra-Samen, Plantago-arenaria-Samen, Plantago-indica-Samen, Plantago-psyllium-Samen), die reifen Samen. Inh.: Schleimstoffe (10-12 %) mit Xylose und Arabinose als Hauptkomponenten, ferner Rhamnose und Galacturonsäure sowie in geringer Menge Aucubin und Alkaloide vom Typ des Boschniakins. Anw.: habituelle Obstipation sowie bei Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung gewünscht ist, z.B. bei Analfissuren, Hämorrhoiden oder nach rektal-analen operativen Eingriffen. Äußerlich volkstümlich topisch als heißer Breiumschlag (Kataplasma) bei Furunkulose.

Plantago arenaria Waldst. et Kit. (syn. Plantago indica, P. psyllium, P. scabra, P. scabrum, Psyllium arenarium); Sand-Wegerich.
Vork.: Mittel- und Südeuropa, in Südfrankreich auch kultiviert.
Droge: Psylli semen; Flohsamen. Inh.:wie Plantago afra, allerdings ist das Vorhandensein von Aucubin nicht sicher, zusätzlich wurden Spuren von Narcotin und Arenarin gefunden. Anw.: s. P. afra.

Plantago lanceolata L. (syn. Arnoglossum lanceolatum, Plantago flexuosa, P. lanceofolia, P. longistipes, P. sylvatica). Spitzwegerich (syn. Heilwegerich, Wundwegerich), vgl. Abbildung.
Vork.: weltweit innerhalb der kühl-gemäßigten Zonen.
Drogen: 1. Plantaginis lanceolatae folium (syn. Folium Plantaginis, Plantaginis folium); Spitzwegerichblätter, die getrockneten Laubblätter. Inhaltsstoffe und Anwendung s. Plantaginis lanceolatae herba. 2. Plantaginis lanceolatae herba (syn. Herba Plantaginis angustifoliae, Herba Plantaginis lanceolatae); Spitzwegerichkraut (syn. Plantago-lanceolata-Kraut), das getrocknete Kraut. Inh.: Iridoidglykoside (1,9-2,4 %), besonders Aucubin und Catalpol vgl. Formel, Schleimpolysaccharide (ca. 2 %), überwiegend aus Rhamnogalacturonan mit Arabinogalactan-Seitenkette bestehend, ferner Flavonoide, Kaffeesäureglykoside, Hydroxyzimtsäuren mit Chlorogensäure und Neochlorogensäure sowie Gerbstoffe (ca. 6,5 %) und Kieselsäure. Anw.: Katarrhe der Luftwege, oft Bestandteil von Bronchialtees, entzündliche Prozesse im Mund-Rachen-Raum. Äußerlich bei Hauterkrankungen. Volkstümlich auch bei Magen- und Leberleiden sowie äußerlich – meist als Frischdroge – bei Verletzungen als Wundheilmittel.
Hom.: Plantago lanceolata HAB 34, die frische Pflanze.



Plantago lanceolata, Spitzwegerich



Plantago major L. (syn. Plantago asiatica, P. latifolia, P. officinarum); Breitwegerich (syn. Breiter Wegerich, Großer Wegerich, Sohlenkraut, Wegebreit, Wegtritt).
Vork.: Europa, Asien, Nordamerika.
Drogen: 1. Plantaginis majoris herba (syn. Herba Arnoglossi, Herba Plantaginis latifoliae, Herba Plantaginis majoris); Breitwegerichkraut, das getrocknete oder frische, während der Blütezeit gesammelte Kraut. Inh.: Iridoidglykoside, u.a. Aucubin (ca. 0,04 %) und Catalpol, ferner Polysaccharide, Flavonoide, u.a. Baicalein, Luteolin und Scutellarein sowie Kaffeesäurederivate, u.a. Chlorogensäure und Neochlorogensäure. Anw.: Erkrankungen der Atemwege, Bronchialkatarrh. Äußerlich für Spülungen, besonders im Mund-Rachen-Raum. 2. Plantago-major-Samen; Breitwegerichsamen, die reifen Samen. Inh.: unter anderem Schleim. Anw.: in der Volksheilkunde bei Obstipation sowie zur Förderung der Diurese.
Hom.: Plantago major HAB 34; Breitblättriger Wegerich, die frischen, oberirdischen Pflanzenteile. Anw.-Geb.: Schmerzen im Kopfbereich, Einnässen, Durchfall, Hautausschläge.

Plantago media L. (syn. Arnoglossum incanum, Plantago concinna, P. incana); Mittlerer Wegerich.
Vork.: ganz Europa, gemäßigtes Asien.
Hom.: Plantago media HAB 34, die frische Pflanze.

Plantago ovata Forsskal (syn. Plantago brunnea, P. decumbens, P. fastigiata, P. gooddingii, P. insularis, P. ispagula, P. lanata, P. leiocephala, P. microcephala, P. minima, P. trichophylla, P. villosa); Indisches Psyllium (syn. Blondews Psyllium).
Vork.: Indien, Afghanistan, Iran, Nordafrika.
Drogen: 1. Plantaginis ovatae semen (syn. Ispaghulae semen, Semen Ispaghulae, Semen Plantaginis ovatae); Indischer Flohsamen (syn. Blonder Flohsamen, Indischer Wegerich, Indisches Psyllium, Ispaghulasamen), die reifen Samen mit einer Quellungszahl von mindestens 9. Inh.: Schleimstoffe (20-30 %), die ausschließlich in der Samenschale lokalisiert sind. Sie stellen ein verzweigtes Arabinoxylan dar, das in den Seitenketten auch Rhamnose und Galacturonsäure gebunden enthält. Im gelbildenden Anteil befindet sich zudem noch 4-O-Methylglucuronsäure. Außerdem wurde in den Samen noch ca. 0,21 % Aucubin nachgewiesen. Anw.: Beschwerden im Analbereich (Analfissuren, Hämorrhoiden) oder nach rektalen Eingriffen sowie in der Schwangerschaft, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl erreicht werden soll, auch bei habitueller Obstipation sowie zur unterstützenden Therapie bei Reizdarm und Durchfällen. Bestandteil zahlreicher Arzneifertigpräparate, z.T. nur unter Verwendung der Samenschalen, zumal sich diese vom Samen abtrennen lassen und damit eine niedrigere Dosierung ermöglichen. Geg.: drohender oder bestehender Ileus sowie schwer einstellbarer Diabetes mellitus. 2. Plantaginis ovatae testa (syn. Testa Plantaginis ovatae); Indische Flohsamenschalen (syn. Ispaghula-Samenschalen, Plantago-ovata-Samenschalen), die Droge besteht aus der Epidermis und den angrenzenden, kollabierten Schichten der Indischen Flohsamen (Quellungszahl mindestens 40). Inhaltsstoffe und Anwendung s. Plantaginis ovatae semen.
Hom.: Plantago ovata HAB 34, die frische Pflanze.

Histor.: Der Gattungsname Plantago ist aus dem lateinischen planta (Fußsohle) entstanden, Bezug nehmend auf die entfernte Ähnlichkeit der Blätter von Plantago major mit dem Abdruck einer Fußsohle. Die Art lanceolata (Lanze, Spieß) bezieht sich auf die Form dieser Blätter. Die deutsche Bezeichnung Wegerich, althochdeutsch wegarih, ist sehr alt. Verbunden mit dem althochdeutschen rih (König) kann sie als Wegbeherrscher oder "um und auf dem Wege lagernd" angesehen werden. Wegericharten standen sowohl bei den Ärzten des klassischen Altertums als auch im Mittelalter in hohem Ansehen und wurden als Drogen sehr vielfältig eingesetzt.

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