Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Neue Medien: Das Google-Gedächtnis

Früher haben wir Freunde und Bekannte gefragt, wenn wir Rat oder Informationen brauchten. Heute suchen wir rasch im Internet und finden Antworten auf so ziemlich alle Lebensfragen. Dieser Kulturwandel wirkt sich auf unser Gedächtnis und Selbstbild aus.
Das Google-Gedächtnis

In langjährigen Partnerschaften lassen sich Phänomene dieser Art häufig beobachten: Sie merkt sich sämtliche Geburtstage im Familien- und Bekanntenkreis; er wiederum weiß genau, wann die Garantie des neuen Fernsehers abläuft.

Jeder verlässt sich hin und wieder auf das ­Gedächtnis von Partner, Freunden oder Familie. Wann immer wir neue Informationen erhalten, prägen wir uns nur bestimmte Fakten ein. Den Rest, so hoffen wir, werden sich schon die anderen merken. Falls wir einmal nicht mehr wissen, wie die neue Nachbarin heißt oder wie man eine Autobatterie wechselt, holen wir uns Rat von jemandem, der sich solche Informationen merkt.

Niemand braucht alles selbst im Kopf zu haben; es reicht zu wissen, wer zu welchem Thema Auskunft geben kann. Übertragen wir die Verantwortung für bestimmte Informationen an andere, sparen wir nicht nur Aufwand, sondern erweitern auch die Gedächtnisleistung der gesamten Gruppe. So bilden alle zusammen einen viel größeren Wissenspool, als es ein Einzelner je könnte.

Dieses "kollektive Gedächtnis" hat sich in einer Welt entwickelt, in der sich die Menschen ausschließlich von Angesicht zu Angesicht austauschten. Mit der Entwicklung des Internets verliert es zunehmend an Bedeutung. Doch offenbar nutzen wir das Netz auf eine ähnliche Weise, wie neuere Forschungsergebnisse nahe­legen. Wir laden Erinnerungen in die virtuelle "Cloud" – etwa Urlaubsfotos in unser Facebook-Profil –, anstatt sie in ein papierenes Fotoalbum zu kleben und mit Freunden anzusehen. Wir ­geben unser Knowhow an Wikipedia weiter und ­bedienen uns wiederum aus diesem Wissens­pool. Fast alles kann man inzwischen über eine Google-Suche herausfinden. Merken wir uns deswegen womöglich auch weniger? ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum Kompakt – Gedächtnis

»Es liegt mir auf der Zunge« – dieses Gefühl kennt wohl jeder. Manches bleibt nie im Gedächtnis hängen, anderes über Jahre hinweg. Erinnern und Vergessen sind komplexe Prozesse, die noch nicht vollständig verstanden sind und von digitalen Helfern, aber auch durch Schlaf beeinflusst werden.

Spektrum - Die Woche – Neue Strompreisregelung in Deutschland?

Der Stromausfall in Spanien und Portugal zeigt, wie wichtig ein stabiles Netz ist. In der aktuellen Ausgabe von »Spektrum - Die Woche« informieren wir über die mögliche neue Strompreisregelung in Deutschland. Was bedeutet sie und wer profitiert?

  • Quellen

Appel, M., Schreiner, C.:Digitale Demenz? Mythen und wissenschaftliche Befundlage zur Auswirkung von Internetnutzung. In: Psychologische Rundschau 65, S. 1-10, 2014

Small, G. W. et al.:Your Brain on Google: Patterns of Cerebral Activation during Internet Searching. In: American Journal of Geriatric Psychiatry 17, S. 116-126, 2009

Sparrow, B. et al.:Google Effects on Memory: Cognitive Consequences of Having Information at Our Fingertips. In: Science 333, S. 776-778, 2011

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.