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Bemannte Raumfahrt: Jeff Bezos und Gäste schwebten ganz kurz im All

In seinem eigenen Raumschiff »New Shepard« ist Amazon-Gründer Jeff Bezos samt Touristen-Crew in den Weltraum geflogen. Wenige Minuten dauerte der Spaß, dann kehrte man sicher zurück zur Erde.
Das Archivbild vom 14. April 2021 zeigt die New Shepard Crew Capsule beim Abstieg aus dem Weltraum auf der Mission NS-15.

Zehneinhalb Minuten, dann war es vollbracht: Jeff Bezos, bekannt als Gründer von Amazon sowie der Raumfahrtfirma »Blue Origin«, ist wenig später als geplant gegen 15.12 Uhr deutscher Zeit von der Launch Site One in Westtexas gestartet, ins All geflogen und zurückgekehrt. Auf dem ersten bemannten Weltraumflug seiner Firma waren neben dem 57-jährigen Unternehmer sein jüngerer Bruder Mark, der 18-Jährige Oliver Daemen, der den Flug von seinem Vater geschenkt bekam, sowie die 82-jährige frühere US-Pilotin Wally Funk mit an Bord.

Nach dem Start hatte das Raumschiff »New Shepard« innerhalb weniger Minuten auf mehr als 3700 Kilometer pro Stunde beschleunigt. Kurz darauf setzte die Schwerelosigkeit ein, bevor die dann abgetrennte Kapsel ihren höchsten Punkt in mehr als 100 Kilometer Höhe über der Erde erreichte. Anschließend trat sie wieder in die Erdatmosphäre ein und landete von Fallschirmen gebremst in der texanischen Wüste. Auch der Booster setzte wie geplant auf.

Start, Flug und Landung der ersten bemannten New-Shepard-Mission können Sie hier nachschauen:

»Der beste Tag aller Zeiten!« und »Ich war begeistert, wie einfach die Schwerelosigkeit war«, diese Sätze waren nach der Landung aus der Kapsel zu vernehmen. Ein erster Check ergab, dass alle vier Reisenden den Flug gut überstanden haben.

Das Raumschiff ist nach dem ersten US-Amerikaner im All benannt, Alan Shepard. Geplant ist das Gefährt als wiederverwendbares suborbitales Raketensystem. Bestückt mit eigens entworfenen Flüssigkeitstriebwerken namens BE-3, die die Rakete ins All befördern und den Booster letztlich zur Landung auf nur acht Kilometer pro Stunde abbremsen sollen. Und entwickelt, um »Astronauten und Nutzlasten über die Kármán-Linie zu bringen – die international anerkannte Grenze des Weltraums«, wie es auf der Website heißt.

In die Crew-Kapsel passen sechs Reisende, für jeden gibt es einen Fensterplatz. Das Fahrzeug funktioniert völlig autonom. Heißt: Es gibt keine Piloten, jede Person an Bord ist ein Passagier. Damit erinnert das System deutlich stärker an die Raumfahrzeuge von SpaceX, die bereits seit Jahren Lasten – darunter die umstrittenen Starlink-Satelliten – und mittlerweile auch Menschen in den Weltraum befördern, als an die Fluggeräte von Richard Bransons Firma »Virgin Galactic«.

Das Weltraumrennen von Bezos und Branson bleibt umstritten

Bezos und Branson liefern sich seit Jahren ein Wettrennen ins All. Das Ziel: den Weltraumtourismus erschwinglich machen und die bemannte Raumfahrt voranbringen, um selbst ordentlich daran zu verdienen. Branson reklamiert den Sieg für sich, weil er bereits am 11. Juli 2021 auf eine Höhe von etwa 86 Kilometern aufgestiegen war. Doch ob er mit der »VSS Unity« tatsächlich im Weltraum war, ist strittig: Der Internationale Luftfahrtverband und andere Fachleute sehen zwar 100 Kilometer über der Erde als Grenze zum Weltraum an, es gibt jedoch keine verbindliche internationale Regelung. Auch wenn »Blue Origin« es so vermarktet.

Unbestritten ist die Raumfahrt emissionsreich. Im Interesse der Forschung halten manche sie dennoch für gerechtfertigt. Weniger Unterstützer finden sich für private Unternehmungen, die allein der Unterhaltung dienen. Kritiker bemängeln, die Trips seien nichts als Geldverschwendung, verschmutzten zudem die Umwelt und förderten den Klimawandel.

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