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Beobachtungstipp: Ein Stern verschwindet im Sternbild Luchs

Am Donnerstag, dem 12. Januar, kann man in Norddeutschland eine »Sternenfinsternis« beobachten. Und das sogar mit bloßem Auge. Amateurastronomen sind aufgerufen, ihre Beobachtungen zu melden.
Eindrucksvoller Nachthimmel über Deutschland
Einen derart eindrucksvollen Sternenhimmel gibt es leider nur mit Kameratechnik. Doch wer am 12. Januar zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf den richtigen Stern blickt, kann ein anderes spektakuläres Himmelsereignis beobachten.

Am 12. Januar gegen 21:20 Uhr MEZ bedeckt der Asteroid des Hauptgürtels (994) Otthild einen mit dem bloßen Auge sichtbaren Stern im Sternbild Luchs. Der 3,9 mag helle 38 Lyncis (HIP 45688) ist ein Mehrfachsystem, bei dem die helle A-Komponente über Deutschland bedeckt wird. Die schwächere B-Komponente mit 6,0 mag befindet sich in einem Abstand von nur etwa 2,6 Bogensekunden und einem Positionswinkel von zirka 222 Grad am Himmel. Zwei weitere Sterne, die ebenfalls zum System gehören, sind weiter entfernt und leuchten nur mit einer Magnitude von 12,5. Der Zielstern befindet sich zum Bedeckungszeitpunkt in etwa 37 Grad Höhe am nordöstlichen Himmel. Der Mond stört die Beobachtung nicht, er steht noch unter dem Horizont.

Asteroid Otthild bedeckt Stern | Pfadkarte der Sternbedeckung durch (994) Otthild am 12. Januar 2023. Der Schatten des Asteroiden überquert von Ost nach West den Norden Deutschlands. Die Karte wurde erstellt mit Dave Heralds Occult V4.2022.12.29 auf der Basis von Daten von JPL Horizons und Gaia EDR3 (ESA).

Kurz vor der Bedeckung »verschmelzen« Stern und Asteroid optisch und die kombinierte Helligkeit beider Objekte steigt geringfügig auf rund 3,7 mag an. Was dann im Fall einer Bedeckung passiert, unterscheidet sich durch die Beobachtungmethode. Wenn die Sternbedeckung erfolgt, wird für maximal 2,1 Sekunden die helle A-Komponente ausgeblendet und wir können mit einem Teleskop oder Fernglas einen kurzen ungestörten Blick auf die schwache B-Komponente erhaschen. Mit dem bloßen Auge wird die Sternbedeckung ein außergewöhnliches Erlebnis, denn der Stern 38 Lyncis verschwindet kurzzeitig vom Himmel.

Der Bedeckungspfad

Wie bei einer Sonnenfinsternis ist die Sternbedeckung lediglich in einem Schattenpfad zu beobachten – wenn das Wetter mitmacht. Anhand Vorhersagen mittels Positionsdaten für Stern und Asteroid erreicht der rund 26 Kilometer breite Schatten den deutschsprachigen Raum in der Nähe von Peenemünde gegen 21:20 Uhr MEZ. In etwas mehr als 30 Sekunden überquert er Deutschland und streift bei Eindhoven über die Niederlande. Allerdings sind Fehler in der astrometrischen Position des hellen Sterns bei der Pfadberechnung nicht zu unterschätzen; die einzelnen Vorhersagen weichen in der Lage des Pfads um mehrere Kilometer voneinander ab. Daher sollten alle Beobachtungsstationen, auch in den Fehlergrenzen und darüber hinaus, ihr Glück versuchen. Die vorausberechneten Pfadkarten mit Zoomfunktion sind in der Occult Watcher Cloud aufrufbar: Pfadkarte 1 und Pfadkarte 2

Visuelle Beobachtungen können mit einer Stoppuhr und einer Funkuhr gemessen werden. Dabei müssen die Zeitpunkte von Beginn und Ende der Bedeckung möglichst genau bestimmt werden sowie die geografische Position der Beobachtungsstation (Länge, Breite und Höhe über dem Meer). Detaillierte Anleitungen zur visuellen Beobachtung befinden sich auf der Seite der IOTA/ES. Da die Beobachtung einer Sternbedeckung nicht wiederholt werden kann, sollte der Ablauf der Messung zuvor geübt werden. Messungen mit Kameras sind bezüglich der Genauigkeit den visuellen Beobachtungen vorzuziehen. Allerdings sind helle Sternbedeckungen selten und man sollte sich das Erlebnis der »Sternfinsternis« mit bloßem Auge nicht entgehen lassen. Eine solch helle Sternbedeckung über Deutschland gab es zuletzt im Juli 2010 durch den Asteroiden (472) Roma. Damals meldeten mehr als 200 Stationen in ganz Europa ihre Beobachtungen.

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