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Vulkanismus: Eine Insel - gekommen, um zu bleiben

Hunga Tonga-Hunga Ha'apai gehört zu den drei Inseln, die in den letzten 150 Jahren neu entstanden sind und nicht bald wieder im Meer versanken. Eine Expedition fand nun Lebensspuren.
Pflanzen auf Hunga Tonga-Hunga Ha'apai

Zum Jahreswechsel 2014 auf 2015 begann das Meer im Tonga-Archipel 30 Kilometer südsüdöstlich der Insel Fonuafo'ou zu brodeln; im Januar schließlich schossen Schlamm- und Aschefontänen aus dem Pazifik. Bis zu neun Kilometer hoch ragte die Wolke schließlich in die Atmosphäre: Ein Unterwasservulkan war in der Region wieder zum Leben erwacht und förderte über Monate hinweg Material, bis schließlich eine neue Insel entstanden war. Bewohner von Tonga nannten sie bald Hunga Tonga-Hunga Ha'apai, nach den beiden Nachbarinseln, die vom gleichen Vulkan geschaffen worden waren und noch als Reste über dem Meer aufragten. Geologen gaben dem frisch aufgeschütteten Eiland nur eine kurze Lebensdauer. Das lockere Material wird normalerweise rasch von Brandung und Stürmen abgetragen, weshalb diese Inseln schnell wieder im Meer verschwinden. Nur drei derartige Inseln haben nach Wissen von Geologen in den letzten 150 Jahren mehr als nur wenige Monate überdauert und sich stabilisiert – neben Surtsey vor der isländischen Küste eben auch Hunga Tonga-Hunga Ha'apai.

Eine NASA-Expedition hat das Eiland – das noch auf keiner offiziellen Karte eingetragen ist – nun mehr als drei Jahre später besucht und eine erstaunliche Entwicklung dokumentiert. Die auf Satellitenbildern leicht zugänglich erscheinende, flache Südküste etwa entpuppte sich vor Ort als steil und von starker Brandung umgeben, weshalb die Teammitglieder an einem anderen Uferabschnitt landen mussten. An Land zeigte sich, dass Erosion und Natur schon mit ihrem Werk begonnen haben. Der Vulkankegel und seine Caldera beispielsweise werden von tiefen Furchen, so genannten Gullys durchzogen, welche der tropische Regen ausgewaschen hat. Das dunkle, kieselgroße Vulkangestein, das den Vulkan aufbaut, wird von helleren Tonschichten durchzogen. Es ist nach Angaben der Forscher relativ klebrig und stabilisiert dadurch womöglich die Kuppe.

Hunga Tonga-Hunga Ha'apai | Die Erosion schuf mittlerweile Landbrücken, welche die neue Vulkaninsel mit ihren alten Nachbarn verbindet.

Wo das Feinmaterial mittlerweile eine Landbrücke zu den Nachbarinseln Hunga Tonga und Hunga Ha'apai bildet, haben sich zudem Pflanzen angesiedelt: Ihre Samen wurden entweder über Vogelkot eingetragen oder gelangten mit Winden hierher. Sie sorgen ebenfalls dafür, dass das Neuland widerständiger gegenüber Abtrag wird, weil ihre Wurzeln das Substrat zusammenhalten. In den steilen Erosionsrinnen wiederum nisten mittlerweile hunderte Rußseeschwalben, die hier vor Fressfeinden einigermaßen sicher sind – eine Schleiereule flog den Wissenschaftlern allerdings auch entgegen. Sie stammte wahrscheinlich von einer der bewaldeten Nachbarinseln.

Ob die Insel, die inzwischen mit den beiden Resten der vorherigen Vulkaninsel verbunden ist, aber tatsächlich länger besteht, entscheidet wohl weiterer Nachschub aus der Tiefe. Laut den Wissenschaftlern schreitet die Erosion stark voran; vor allem Tropenstürme setzen dem Vulkankegel zu und fressen immer tiefere Gullys ins Material. An anderer Stelle sorgt die Brandung dafür, dass die Insel an Substanz verliert. Eine weitere Expedition soll bald klären, ob noch mehr vulkanische Aktivität vorhanden ist, die Hunga Tonga-Hunga Ha'apai über die nächsten Jahrzehnte bewahren könnte.

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