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Social Media: Machen Selfies unglücklich?

Schon ein einziges auf Facebook oder Instagram geteiltes Porträtfoto weckt bei Studentinnen Ängste und Selbstzweifel.
Zwei junge Frauen machen ein Selfie an einem öffentlichen Ort.

Narzisstisch, überkontrolliert, süchtig nach Bestätigung: Die »Generation Selfie« musste sich bereits einige Kritik gefallen lassen. Neue Studien von Psychologinnen aus Kanada und Australien deuten darauf hin, dass insbesondere junge Frauen unglücklich und unzufrieden mit ihrem Körper werden könnten, wenn sie Selbstporträts in sozialen Medien teilen.

Das Team um Jennifer Mills von der York University in Toronto untersuchte insgesamt 110 Psychologiestudentinnen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren. Alle Frauen verfügten über einen aktiven Facebook- oder Instagram-Account. Zu Beginn des Experiments sollten sie angeben, wie ängstlich und depressiv sie sich fühlten, wie viel Selbstvertrauen sie verspürten, ob sie sich als attraktiv, zu dick oder zu dünn empfanden.

Ein Drittel der Teilnehmerinnen wurde daraufhin gebeten, mit einem Tablet der Forscherinnen ein Porträt von sich zu machen und gleich das erste geschossene Foto auf Facebook oder Instagram zu posten. Ein weiteres Drittel hatte mehrere Versuche frei und durfte zusätzlich vor dem Hochladen eine Bildbearbeitungs-App nutzen, um beispielsweise Filter über das Original zu legen. Das restliche Drittel las stattdessen einen Nachrichtenartikel und sollte anschließend Fragen dazu beantworten.

Am Ende beantworteten die Frauen erneut Fragen zu ihrem Befinden, Körper und Selbstvertrauen. Teilnehmerinnen, die kurz zuvor ein unbearbeitetes Selfie veröffentlicht hatten, waren ängstlicher, weniger zuversichtlich und fühlten sich weniger attraktiv als zu Beginn der Studie. Studentinnen, die das Foto vor dem Upload hatten auswählen und bearbeiten dürfen, haderten ebenfalls stärker mit ihrem Aussehen als vorher. Auch ihre Ängstlichkeit stieg, wenn auch geringer als bei der ersten Gruppe. In der Kontrollgruppe traten diese Effekte nicht auf.

Das Experiment zeige zum ersten Mal, dass schon ein einziges Selfie zu posten das Befinden verschlechtern kann, schreiben die Wissenschaftlerinnen. Bereits zuvor haben einige Studien die Nutzung von Social Media mit einem geringeren Selbstvertrauen in Verbindung gebracht, mit größeren Zweifeln am eigenen Aussehen und mit einzelnen Symptomen von Essstörungen. Allerdings erfassten diese Untersuchungen das Online-Nutzungsverhalten und die übrigen Variablen gleichzeitig, weshalb unklar blieb, ob die Aktivität auf Social Media wirklich ursächlich mit den Auffälligkeiten zusammenhing. Dem stehen wiederum Forschungsergebnisse entgegen, laut denen sich die Nutzer von sozialen Netzwerken stärker mit ihren Mitmenschen verbunden fühlen und über ein größeres Wohlbefinden berichten – das Thema ist also vielschichtig.

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