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Genvarianten: Manche Mutationen sollen vor Covid-19 schützen

Selbst enger Kontakt mit Infizierten bedeutet nicht, dass man sich automatisch mit Covid-19 ansteckt. Dafür sollen unter anderem Genvarianten verantwortlich sein.
Kind mit Schnupfen schneuzt sich in der Klasse.

Mehrere genetische Faktoren sollen das Risiko beeinflussen, sich bei engem Kontakt mit dem Virus Sars-CoV-2 anzustecken. Das ist das Ergebnis einer Befragung von mehr als 700 000 Kundinnen und Kunden des Unternehmens AncestryDNA, durchgeführt von einer Arbeitsgruppe um die Epidemiologin Kristin Rand. Wie das Team von AncestryDNA in »Nature Genetics« berichtet, hängen Punktmutationen in zwölf Genregionen systematisch nicht nur mit der Krankheitsschwere zusammen – was bereits aus früheren Studien bekannt war –, sondern auch mit der Ansteckungswahrscheinlichkeit. Das schließt das Team aus Analysen von Personen, die mit infizierten Menschen zusammenwohnten, sich aber nicht ansteckten.

Die Gruppe betrachtete zwölf Mutationen in Genregionen, die schon in früheren Studien aufgefallen waren. Allerdings waren bisher meistens lediglich Personen untersucht worden, die bereits medizinisch behandelt wurden. Damit waren überproportional relativ schwere Verläufe von Covid-19 erfasst. Rand und Team hingegen erfassten auch Daten von Menschen mit positivem Test und sehr milden oder fehlenden Symptomen. Neben bereits etablierten Kategorien der Erkrankungsschwere, die Ergebnisse früherer Studien nachvollziehen sollten, betrachtete die Arbeitsgruppe deswegen neue Kategorien: trotz Kontakt nicht Infizierte sowie asymptomatische Infizierte.

Die aktuelle Untersuchung lieferte nach Angaben des Teams trotz der sehr unterschiedlichen Herangehensweise ähnliche Resultate für genetische Zusammenhänge mit der Krankheitsschwere wie frühere Studien. Zusätzlich identifizierten die Fachleute eine weitere Gruppe von Genabschnitten, die enger mit einem möglichen Schutzeffekt vor Ansteckung zusammenzuhängen scheint. Darunter sind eine Punktmutation in der Nähe von Blutgruppengenen sowie drei Mutationen in einer Gruppe von Immungenen. Laut den Analysen des Teams treten einige seltene Varianten bei Menschen, die sich nicht infiziert haben, deutlich häufiger auf als bei anderen.

Allerdings sind die Effekte dieser Mutationen bisher unbekannt und damit auch, warum bestimmte Varianten das Risiko einer Ansteckung erhöhen oder verringern. Doch die betroffenen Erbgutregionen enthalten eine Reihe von Genen, die im Zusammenhang mit Covid-19 und anderen viralen Erkrankungen bekannt sind. Neben den Blutgruppen, bei denen es seit geraumer Zeit Hinweise auf einen Zusammenhang gibt, betreffen die identifizierten Mutationen an der antiviralen Immunantwort beteiligte Signalmoleküle sowie das beim Zelleintritt des Virus beteiligte Enzym TMPRSS2. Die Arbeitsgruppe um Rand sieht in den Ergebnissen Hinweise auf mögliche Ziele für Medikamente gegen Covid-19 – allerdings nicht, bevor die genauen Zusammenhänge näher untersucht sind.

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