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Planetenforschung : Vulkanausbruch auf der Venus entdeckt?

Unser Nachbarplanet Venus ist nicht nur höllisch heiß, sondern vielleicht auch noch vulkanisch aktiv: Auf Radaraufnahmen haben Forscher Hinweise auf einen Vulkanausbruch entdeckt.
Aufnahme basierend auf Radaraufnahmen des Vulkans Maat Mons auf der Venus
Der Vulkan Maat Mons auf der Venus ist acht Kilometer hoch und Teil einer zumindest in der Vergangenheit vulkanisch aktiven Region. Nun behaupten zwei Forscher: Dort in der Nähe ist erst kürzlich ein Vulkan ausgebrochen.

Der Venus mag zwar die Plattentektonik fehlen, die auf der Erde für die meisten Erdbeben und Vulkanausbrüche verantwortlich ist. Unbestritten ist aber, dass auch der erdnächste Planet vulkanisch aktiv ist: Die auf Radaraufnahmen zu erkennenden, mehr als 1000 venusianischen Vulkankrater sind dafür eindeutige Belege. Einige dieser Vulkane könnten auch noch in jüngerer Vergangenheit aktiv gewesen sein: Darauf deuten die Coronae hin, kranzartige Strukturen, die teils vor weniger als einer Million Jahren entstanden sein sollen. Nun wollen zwei Forscher sogar Hinweise darauf gefunden haben, dass auf der Venus erst kürzlich ein Vulkan ausgebrochen ist. Die Studie erscheint im Fachmagazin »Science«.

Undenkbar sind aktive Vulkane auf der Venus laut gängigen Modellen und Theorien zu ihrer Entstehung nicht: Möglicherweise wird der Planet noch immer durch den Zerfall radioaktiver Elemente von innen geheizt. Der flüssige Mantel könnte sich an einigen Stellen den Weg an die Oberfläche bahnen, das heiße Material durch die Planetenkruste gedrückt werden. Das passiert auch auf der Erde jenseits der Stellen, wo die Platten aufeinanderstoßen oder neue Landmasse entsteht: Die Inselkette Hawaii ist auf diese Art und Weise entstanden.

Die Magellan-Sonde hat die Venusoberfläche per Radar kartiert

Robert Herrick und Scott Hensley von der University of Alaska verwendeten für ihre Suche nach einem Vulkanausbruch auf der Venus Aufnahmen der Magellan-Sonde: Diese von 1989 bis 1994 aktive US-amerikanische Sonde kartierte die Oberfläche der Venus mit Hilfe von Radar. Dabei passierte sie zwar einige Gebiete auf der Venus mehrmals, allerdings aus unterschiedlichen Winkeln von einer elliptischen Umlaufbahn um die Venus aus. Deshalb konnten Herrick und Hensley keine automatischen Verfahren einsetzen, die ihnen die Suche nach interessanten Veränderungen auf der Planetenoberfläche zwischen zwei Beobachtungszyklen erleichtert hätten: Die Forscher mussten die Radaraufnahmen somit per Hand, beziehungsweise per Auge, inspizieren.

In der Region Alto Regio wurden sie fündig: Dort befindet sich mit Maat Mons der höchste Vulkan auf der Venus. Rund acht Kilometer ist er hoch und umgeben von etlichen kleineren Kratern und Schloten. Dort machten sie einen Vulkanschlot aus, der zwischen zwei Aufnahmen im Februar 1991 und Oktober 1991 größer geworden war: Betrug seine Ausdehnung zunächst 2,2 Quadratkilometer und war kreisförmig, so erschien er in der späteren Aufnahme unregelmäßig geformt mit einer Größe von rund vier Quadratkilometern. Weitere Veränderungen auf der Oberfläche interpretieren die Forscher als möglichen Lavafluss.

Es gibt allerdings mehrere Möglichkeiten, warum ein Vulkanschlot größer wird: entweder weil Magma ausgetreten ist oder aber weil eine innen liegende Magmakammer abgeflossen und der Schlot teilweise eingestürzt ist. Auch der von den Forschern ausgemachte Lavafluss könnte durch ein solches Ereignis entstanden sein – dann wäre nicht der Vulkan ausgebrochen, bei dem sie die Veränderungen beobachtet haben, sondern ein anderer, der auf den Aufnahmen auf Grund der Beobachtungsgeometrie der Sonde nicht sichtbar war.

Überhaupt schränkt die Beobachtungsgeometrie die Aussagekraft der Beobachtungen etwas ein: Während auf der ersten Aufnahme die Magellan-Sonde gen Osten blickte, war sie auf der zweiten Aufnahme gen Westen ausgerichtet. Deshalb könnte der Lavafluss unter Umständen nicht das Resultat eines Vulkanausbruchs gewesen sein, sondern nur ein Ergebnis der unterschiedlichen Blickwinkel: »In den Aufnahmen aus dem zweiten Beobachtungszyklus sind vulkanische Lavaflüsse unterhalb des Schlotes erkennbar. Allerdings können wir nicht ausschließen, dass sie auf Grund der unterschiedlichen Beobachtungsgeometrie bereits beim ersten Zyklus vorhanden, aber unsichtbar waren«, schreiben die Autoren.

Die Forscher sind sich jedoch sicher, dass sich die Form des Schlots zwischen den Monaten Februar 1991 und Oktober 1991 verändert hat, und deuten das als Anzeichen für eine anhaltende vulkanische Aktivität auf der Venus. Das würde den wegen seiner extremen Oberflächentemperaturen auch als »Höllenkugel« bezeichneten Planeten für die Forschung auf einen Schlag wieder interessanter machen. Wie praktisch, dass gerade gleich drei Missionen in Planung sind, deren Ziel unter anderem lautet, noch einmal genauer zu untersuchen, wie es denn ausschaut mit dem Vulkanismus auf der Venus.

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