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Im Medizinschrank: Sägepalmenfrucht-Extrakt nur so gut wie ein Placebo

Die Früchte der Sägepalme sollen angeblich die Prostata verkleinern. Doch die Wirksamkeit ist nicht erwiesen. Auch nicht im Mix mit Brennnessel.
In Studien wirkten Sägepalmenfrüchte nicht besser als ein Placebo.

Tabletten gegen Kopfweh und Magenschmerzen, Salben für Brandwunden und Sportverletzungen – eine ordentliche Hausapotheke ist umfassend ausgestattet. Doch was für Wirkstoffe stecken eigentlich in den Medikamenten? Welche Mittel helfen wirklich, was ist umstritten? Und gibt es vielleicht eine gesündere Alternative? Wir werfen regelmäßig einen Blick auf die Mittel im Medizinschrank. Dieses Mal: Sägepalmenfrucht-Extrakt.

Wie viele haben das zu Hause?

Mindestens sechs von zehn Männern, die älter als 70 Jahre alt sind, müssen nachts auf die Toilette. Oft verursacht eine Prostatahyperplasie den Harndrang: Die Vorsteherdrüse ist vergrößert und engt die Harnröhre ein, was das Wasserlassen erschwert. Viele hoffen, dass ein Extrakt aus Sägepalmenfrüchten ihre Prostata schrumpfen lässt. Der weltweite Umsatz mit Präparaten aus Drogerien und Apotheken liegt jährlich bei 700 Millionen Dollar, umgerechnet rund 585 Millionen Euro.

Wie wirkt das und wie gut?

Die Sägepalme, auch Sabal genannt, wächst im Südosten der USA. Ihre haselnussgroßen Früchte enthalten Fettsäuren, die bei Prostatahyperplasie hauptsächlich wirken sollen. Sie sollen Entzündungen lindern und die wachstumsfördernden Effekte des Hormons Testosteron bremsen. Doch in Studien wirkten Sägepalmenfrüchte nicht besser als ein Placebo. Selbst die dreifache Dosis verbesserte weder die Harnflussrate noch die Lebensqualität, verringerte weder die Restharnmenge noch die Prostatagröße.

Was sind häufige Nebenwirkungen?

Was nicht besser wirkt als ein Placebo, hat häufig dieselben Nebenwirkungen: keine. Doch manche Männer klagten nach der Einnahme über Kopfweh und Magenverstimmungen.

Was ist die Alternative?

Rezeptfreie Mittel, die angeblich die Prostata verkleinern, gibt es zuhauf. Sie enthalten Kürbiskerne, Brennnesselwurzel, Roggenpollen, Pinienwurzel, südafrikanisches Sternengras oder Rinde vom Afrikanischen Pflaumenbaum. Ihre Wirkung ist nicht bewiesen, dennoch empfehlen manche Ärzte bei leichten Beschwerden einen Extrakt-Mix aus Sägepalme und Brennnessel. Die Stiftung Warentest sieht das kritisch: »Es handelt sich um eine nicht sinnvolle Kombination zweier Pflanzenextrakte, deren Wirksamkeit zweifelhaft ist.«

Wann sollte man doch zum Arzt gehen?

Männer, die Probleme beim Wasserlassen bemerken oder ständig auf die Toilette müssen, sollten sich zeitnah von einem Urologen untersuchen lassen. Nur er kann feststellen, ob die Vorsteherdrüse gut- oder bösartig vergrößert ist. Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern, jährlich erkranken in Deutschland rund 60 000 von ihnen neu daran.

Die perfekte Hausapotheke

  • Hinein sollten auf jeden Fall: sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandpäckchen und -watte. Ebenso diverse Pflaster, ein Dreiecktuch und Klammern, um Verbände festzustecken. Zudem ist es sinnvoll, eine Schere, ein Fieberthermometer, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel parat zu haben.
  • Hilfreich sind die Regeln für erste Hilfe und eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern (112, ärztlicher und zahnärztlicher Bereitschaftsdienst, Apothekennotdienst). In einer Notsituation vergisst man solche Nummern schnell.
  • Standardmedikamente sind Mittel gegen Herpes, Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen. Ebenso ratsam: Salben, die Brand- oder Sportverletzungen lindern.
  • Verschreibungspflichtige Arzneien wie zum Beispiel Blutdruckmittel oder Opiate gehören hingegen nicht in die Box.
  • Dunkel, kühl und trocken – so ist der perfekte Ort für die Hausapotheke. Bestenfalls steht sie also im Schlafzimmer oder Flur, nicht im Bad oder in der Küche.
  • Um Kinder zu schützen, sollte die Box abschließbar sein.
  • Für was war das noch gleich? Notizen auf der Verpackung und die Beipackzettel helfen.
  • Und wichtig: Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob noch alles drin und haltbar ist.

Alle Teile der Serie finden Sie auf der Sammelseite »Im Medizinschrank«.

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