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Sicher helfen: Wie hilft man bei einem Asthmaanfall?

Bei einem Asthmaanfall bekommen Betroffene auf einmal schlechter Luft, haben ein Engegefühl in der Brust und müssen husten. Was dann zu tun ist, kurz erklärt.
Ein Mann fasst sich mit der rechten Hand auf die Brust und hält in der linken Hand ein Asthmaspray und führt es sich zum Mund. Ein Teenager schaut besorgt zu und stützt ihm den Arm.
Mit Hilfe eines Asthmasprays oder Inhalators gelangen Wirkstoffe als feine Partikel gezielt in die Bronchien. Asthmatikerinnen und Asthmatiker sollten tief und langsam einatmen, wenn sie den Sprühstoß abgeben und anschließend für fünf bis zehn Sekunden die Luft anhalten.

Achtung: Dieser Text bietet lediglich einen Überblick über Erste-Hilfe-Maßnahmen. Er ersetzt keinen Erste-Hilfe-Kurs. Kursangebote bieten unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter, der Arbeiter-Samariter-Bund und auch viele private Ausbildungsstellen in ganz Deutschland an.

An einem warmen Nachmittag Ende Februar gehen Sie mit einem Freund im Park spazieren. Immer wieder muss er niesen und sich räuspern. Als Sie eine Parkbank erreichen, hustet er stark und atmet immer schneller. Er bittet Sie darum, sein Spray aus seinem Rucksack zu holen. Dabei muss er mehrmals Luft holen.

Was ist los?

Ihr Freund hat einen akuten Asthmaanfall, wahrscheinlich ausgelöst durch eine Pollenallergie. Er entsteht auf dem Boden eines Asthma bronchiale, einer chronisch entzündlichen Erkrankung der Atemwege. Dabei reagieren die Bronchien besonders empfindlich auf verschiedene Reize und verengen sich, was zu Atembeschwerden führt. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2020 haben rund 3,5  Millionen Menschen in Deutschland ein medikamentös behandeltes Asthma.

Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten. Risikofaktoren sind Allergien wie Heuschnupfen sowie betroffene Familienmitglieder. Auch bestimmte Berufszweige können vermehrt betroffen sein, beispielsweise Personen, die bei der Arbeit Belastungen durch Getreidemehl oder chemische Stoffe wie Desinfektionsmittel ausgesetzt sind. Diese können die Erkrankung auslösen oder verschlimmern.

Ein Asthmaanfall kann durch Allergien, Infekte, körperliche Anstrengung, psychische Einflüsse oder kalte Luft begünstigt werden. Aber auch Medikamente wie Aspirin oder bestimmte Herzmedikamente, chemische Stoffe wie Lösungsmittel, Kaminfeuer oder Tabakrauch können einen Asthmaanfall auslösen.

Sicher helfen

Erste Hilfe rettet Leben. Wenn jemand in eine medizinische Notsituation gerät, sind wir deshalb alle verpflichtet, zu helfen. Trotzdem zögern viele Menschen im Ernstfall, oft aus Angst vor Fehlern. Diese Unsicherheit muss aber nicht bleiben. In unserer Serie »Sicher helfen« erklären wir, was im Notfall zu tun ist: Wie erkennt man eine Vergiftung? Welche Informationen braucht der Notruf? Und wann muss man reanimieren?

Warum ist das gefährlich?

Menschen mit Asthma leiden dauerhaft an Husten, sind vielleicht kurzatmig, haben weitere Allergien beziehungsweise allergische Erkrankungen. Bei einem Asthmaanfall entwickeln sie innerhalb weniger Minuten oder Stunden plötzlich Luftnot mit brummenden oder pfeifenden Geräuschen während der Ausatmung. Ihre Brust fühlt sich eng an und sie haben Angst vorm Ersticken. Dazu kommt ein trockener Husten. Häufig tritt ein solcher Anfall nachts oder frühmorgens auf. In schweren Fällen haben die Betroffenen auf Grund der Luftnot Schwierigkeiten zu sprechen, atmen sehr schnell und flach und ihr Puls steigt.

Ein akuter Asthmaanfall kann lebensgefährlich werden. Dann ist beim Abhören mit dem Stethoskop kein Atemgeräusch mehr zu hören, die Lippen oder die Haut unter den Fingernägeln verfärben sich auf Grund des Sauerstoffmangels bläulich, die Atmung wird flach, das Herz schlägt langsamer und der Blutdruck fällt ab. Die Personen sind erschöpft, verwirrt oder fallen ins Koma. Im Extremfall entwickelt sich ein Status asthmaticus: Ein solcher besteht, wenn der Asthmaanfall mindestens 24 Stunden andauert, ohne dass die übliche Therapie anschlägt. Dieser Notfall muss intensivmedizinisch behandelt werden.

Wie kann man helfen?

Zunächst bewahrt man selbst die Ruhe und beruhigt die betroffene Person. Wenn sie bei bekanntem Asthma ein Spray oder Notfallmedikament dabeihat, hilft man ihr, damit zu inhalieren. Welche Medikamente in welcher Menge bei schweren Symptomen eingenommen werden sollen, hat die Person idealerweise zuvor mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin in einem Notfallplan festgehalten. Außerdem kann man bei Hilfstechniken unterstützen, die die Atmung erleichtern, oder diese demonstrieren. Eine Möglichkeit ist, dass die betroffene Person sich mit leicht nach vorne gebeugtem Oberkörper hinsetzt und die Hände auf die Knie stützt. Dadurch werden einige Muskelgruppen stärker aktiviert, die die Atmung unterstützen. Oder sie stellt sich breitbeinig hin, geht in die Knie und beugt den Oberkörper vor. Atemtechniken wie die Lippenbremse erleichtern die Ausatmung zusätzlich: Hierbei atmet die Person durch die Nase ein und mit leicht aufgeblasenen Backen durch die locker aufeinander liegenden Lippen aus. Haben sich die Beschwerden nach 10 bis 15 Minuten nicht gebessert, sollte man einen Arzt aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen. Bei lebensbedrohlichen Beschwerden alarmiert man den Notruf 112 sofort.

Wie geht es weiter?

Die Rettungskräfte geben der Person das Medikament Salbutamol zum Inhalieren, das die Bronchien schnell erweitert. Zusätzlich können sie Cortison und Sauerstoff verabreichen. Bei leichteren Beschwerden ist eine ambulante Behandlung meist ausreichend, schwere oder lebensbedrohliche Asthmaanfälle müssen im Krankenhaus behandelt werden, Letztere auf der Intensivstation. Falls nötig, wird die Person über einen Schlauch beatmet und erhält weitere Medikamente, die die Atemwege weiten. Nach Abklingen des Asthmaanfalls sollte die Person ihre bisherige Therapie mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen und die Medikation anpassen, um erneuten Anfällen vorzubeugen. Falls noch nicht geschehen, erstellen sie gemeinsam einen Notfallplan, auf dem vermerkt ist, welche Medikamente bei starken Beschwerden einzunehmen sind und wann ein Arzt gerufen werden muss.

Zur weiteren Vorbeugung empfiehlt sich außerdem eine Asthmaschulung. Dort lernen Erkrankte unter anderem, ihre Symptome einzuschätzen, wie sie im Notfall handeln müssen und wie sie ihr Asthma selbst kontrollieren können: Dazu messen sie regelmäßig mit einem Gerät, dem Peak-Flow-Meter, die Geschwindigkeit der Ausatmung. Die Ergebnisse halten sie in einem Asthmatagebuch fest. Auf diese Weise können sie frühzeitig erkennen, wenn sich die Werte verschlechtern, und mit dem behandelnden Arzt das nötige Vorgehen besprechen. Im akuten Asthmaanfall kann eine Peak-Flow-Messung (PEF) bestimmen, wie stark die Atemwege verengt sind und ob sich die Beschwerden im Verlauf bessern.

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