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News: Tödlicher Mix

Den Erreger der tödlichen Immunschwächekrankheit AIDS haben wir vermutlich unseren Vettern, den Schimpansen, zu verdanken. Doch wie haben die sich das tödliche Virus eingefangen?
Es begann Anfang der achtziger Jahren in Kalifornien und New York: Homosexuelle Männer litten an einer rätselhaften Krankheit. Ihr Immunsystem war völlig zusammengebrochen, sie starben schließlich an Infektionen, die für die meisten Menschen völlig harmlos sind. Ohne die Ursache zu kennen, gab man dem neuen Leiden den Namen acquired immuno deficiency syndrome, zu deutsch "erworbenes Immundefekt-Syndrom", abgekürzt AIDS.

Heute kennt jedes Kind diese vier Buchstaben. Denn was zunächst als medizinisches Kuriosum erschien, entwickelte sich schnell zu einer umfassenden Pandemie. Heute tragen 42 Millionen Menschen den 1984 entdeckten Erreger, das humane Immundefizienzvirus (HIV), in sich, jährlich kommen fünf Millionen Neuinfektionen hinzu. AIDS ist zu einer weltweiten Bedrohung geworden, in vielen afrikanischen Staaten gilt es als Todesursache Nummer 1.

Inzwischen konnte die Spur des tödlichen Erregers zurückverfolgt werden: In einer Blutprobe aus dem Jahr 1959 aus dem Kongo konnten Wissenschaftler Fragmente des Virustyps HIV-1 nachweisen, Vergleiche mit den heute im Umlauf befindlichen Subtypen ließen auf ein erstmaliges Auftreten des Virus in den dreißiger Jahren schließen. Es kristallisierte sich letztlich heraus, dass HIV-1 von dem Virus SIVcpz (simian immunodeficiency virus) abstammt, dass bei Schimpansen vorkommt, dort aber keine Krankheitssymptome auslöst. Dem Virus gelang, so die Vermutung, durch den Verzehr von Schimpansenfleisch der Sprung auf den Menschen.

Elizabeth Bailes von der University of Nottingham hat jetzt versucht, den Stammbaum des AIDS-Erregers noch weiter zurückzuverfolgen. Zusammen mit anderen Forschern verglich sie die Proteinstruktur zahlreicher SI-Viren, die bei verschiedenen Affenarten vorkommen. Dabei erwiesen sich zwei Virentypen, SIVrcm und SIVgsn, als mögliche Stammeltern. Während ersterer bei Halsband-Mangaben (Cercocebus torquatus) vorkommt, befällt letzterer die Große Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus nictitans). Und beide Affenarten sind bevorzugte Beutetiere von Schimpansen, die eine gelegentliche Fleischmahlzeit durchaus nicht verschmähen.

Offensichtlich, so vermuten nun die Forscher, infizierten sich so Schimpansen mit den beiden Viren SIVrcm und SIVgsn. In den Schimpansen tauschten dann die Viren ihr Erbgut aus, es entstand das Hybrid SIVcpz, der Vorgänger von HIV-1.

Falls die Hypothese zutrifft, dann stellt sich die Frage, ob auch andere SIV-Stämme zu gefährlichen Viren mutieren und den Menschen bedrohen können. Und eine weitere Frage bleibt nach wie vor ungeklärt: Während HIV für Menschen früher oder später tödlich endet, bleiben SIV-Infektionen für Affen harmlos. "Wenn wir nur wüssten", so Arbeitsgruppenleiter Paul Sharp, "worin hier der Unterschied liegt."

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