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Unbekannte Entdecker: Waren Maori lange vor den Europäern in der Antarktis?

Gut 1000 Jahre vor den ersten europäischen Entdeckern paddelten offenbar Maori zum eisigen Südkontinent. Das gehe aus traditionellen Überlieferungen hervor, sagen Forscher.
Maori-Segelboot auf dem Meer.

Neuseeländische Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass Seefahrer der Maori bereits im 7. Jahrhundert zumindest die Gewässer um die Antarktis erreicht hatten. Damit wären die Polynesier mehr als 1000 Jahre vor den ersten Europäern im Bereich des südlichsten Kontinents gewesen. Eine Gruppe um die Biologin Priscilla Wehi vom neuseeländischen Forschungsinstitut Manaaki Whenua Landcare Research hat mündliche und in Schnitzbildern dargestellte Überlieferungen der Maori gesichtet, die in der Forschung bisher zu wenig berücksichtigt worden seien, wie die Wissenschaftler in den Fachmagazinen »Journal of the Royal Society of New Zealand« und »Nature Ecology & Evolution« schreiben.

Eine wichtige Figur unter den Maori-Entdeckern sei Hui Te Rangiora gewesen. Der polynesische Häuptling war laut Wehi im 7. Jahrhundert mit einer Crew gen Antarktis gefahren. Zu jener Zeit hatten die Vorfahren der Maori Neuseeland noch nicht besiedelt – die indigene Bevölkerung erreichte die Insel im 14. Jahrhundert.

Menschen folgten der Migration der Meeressäuger

Anhaltspunkte für die These lieferten Namen und Elemente in traditionellen Geschichten der Maori. So werden darin häufig die Migrationswege von Buckelwalen erwähnt, denen die Maori-Seefahrer folgten. Die Meeressäuger würden demnach »den tropischen und gemäßigten Ozean mit der Antarktis verbinden, einem Kontinent, der so weit im Süden liegt, wie Wale und Menschen reisen können«, schreiben die Forscher im »Journal of the Royal Society of New Zealand«. Beschreibungen und Namen würden zudem Eisberge, antarktische Pflanzen und Tiere wiedergeben oder vom »gefrorenen Ozean« sprechen. Wie weit die Maori nach Süden vorgestoßen waren und ob sie tatsächlich die antarktische Landmasse sichteten oder gar erreichten, lässt sich freilich nicht zweifelsfrei festlegen. Sicher ist aber: Die Maori fuhren im 13. Jahrhundert bis zu den Aucklandinseln in der Subantarktis. Dort haben Archäologen die Überreste eines Maori-Stützpunkts entdeckt. Das erste europäische Schiff landete 1806 dort an.

Dass die Maori-Seefahrer zumindest das navigatorische Können für weite Überfahren besaßen, legt nicht nur die Besiedlungsgeschichte der polynesischen Inseln nahe, sondern auch die moderne ethnologische Forschung. So habe etwa der Ethnograf Elsdon Best 1923 beschrieben, dass »Maori-Navigatoren den Pazifik so überqueren könnten wie westliche Entdecker vielleicht einen See«, betonen Wehi und ihre Kollegen. Als europäische Entdecker und später Walfänger den Pazifik durchfuhren, heuerten manche Maori auch auf diesen Schiffen an.

Die europäischen Entdecker kamen im 19. Jahrhundert

Vor 200 Jahren fuhren russische und britische Schiffe unabhängig voneinander gen Antarktis. Die Besatzungen, vorneweg der irische Seefahrer Edward Bransfield (1785–1852) und der deutsch-baltische Offizier Fabian von Bellingshausen (1778–1852) im Dienst des Zaren, gelten als die Ersten, die 1820 antarktisches Land gesichtet haben. Zumindest in der europäisch geprägten Geschichte.

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