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Xerces-Bläuling: Erstes Opfer der Urbanisierung bestätigt

Vor rund 70 Jahren starb der Xerces-Bläuling aus. Er wurde Opfer der zunehmenden Bebauung in San Francisco.
Museumssammlung des Xerces-Bläulings

1848 entdeckte man das erste Gold in Kalifornien, 1852 wurde erstmals der Xerces-Bläuling (Glaucopsyche xerces) von der San-Francisco-Peninsula wissenschaftlich beschrieben. Doch der Goldrausch läutete auch das Ende des Schmetterlings ein, denn die Heimat der Insekten fiel in den folgenden Jahrzehnten San Francisco zum Opfer. Die Stadt breitete sich immer mehr aus, ihre Häuser und Straßen wurden zunehmend über den Dünenlebensraum der Schmetterlinge gebaut. Felix Grewe vom Field Museum of Natural History in Chicago und sein Team begruben jetzt letzte Hoffnungen, dass es sich nicht um eine eigenständige Art, sondern »nur« um eine Population einer weiter verbreiteten Bläulingsspezies gehandelt haben könnte: Die DNA des Xerces-Bläulings ist so einzigartig, dass er eine eigene Art war, schreiben Grewe und Co in den »Biology Letters«.

Dazu analysierte die Gruppe ein winziges Stück vom Bauch eines im Fields-Museum aufbewahrten Exemplars, was nach Aussagen der beteiligten Biologin Corrie Moreau eine durchaus nervenaufreibende Probennahme war. Schließlich habe man möglichst wenig Material entnehmen wollen. Die gewonnene DNA-Probe verglichen die Wissenschaftler dann mit den Daten des verwandten Silber-Bläulings, der dem Xerces-Bläuling sehr ähnlich sieht. Tatsächlich wies das Genmaterial jedoch deutliche Unterschiede auf, schreibt das Team um Grewe.

»Der Xerces-Bläuling ist ikonisch für den Naturschutz, denn er ist das erste bekannte Insekt, das Menschen in Nordamerika ausgerottet haben«, sagt Moreau. Sie betont gleichzeitig, man solle zumindest momentan nicht daran denken, die Art über Gentechnik wiederzubeleben, sollte dies eines Tages möglich sein: »Bevor wir viel in ein derartiges Vorhaben investieren, sollten wir lieber aus der Vergangenheit lernen und die Mittel in den Schutz vorhandener Arten leiten.«

In Museen finden sich hunderte Exemplare des Bläulings. Nach seiner Entdeckung wurde er schnell das Ziel von Sammlern. Die letzten Tiere könnten sogar durch Fänger erbeutet worden sein. Zu diesem Zeitpunkt war die Art aber funktionell praktisch schon erloschen, da die Dünen, in denen sie lebte, mitsamt ihren wichtigsten Futterpflanzen bereits großflächig zerstört waren. Ein kleiner Teil des ehemaligen Lebensraums steht heute in der Golden Gate National Recreation Area unter Schutz. Doch diese Maßnahme kam zu spät: 1941 oder 1943 wurde der letzte Xerces-Bläuling gesehen.

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