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Archäologie : Frühe Primaten hatten einen süßen Zahn

Karies befällt nicht nur menschliche Zähne, sondern auch die von Primaten: Schon vor 54 Millionen Jahren hatten die Säugetiere Löcher in den Zähnen; das zeigen fossile Gebisse.
Affe frisst Obst

Zu viel Eis im Sommer, zu schlecht die Zähne geputzt – schon findet die Zahnärztin bei der nächsten Untersuchung ein Loch im Zahn. Die meisten erwachsenen Menschen bekommen irgendwann in ihrem Leben Karies. Mit der schmerzhaften Zahnerkrankung plagen sich jedoch auch andere Säuger: Schon vor 54 Millionen Jahren hatten Primaten Karies, besonders, wenn sie sich vermehrt von zuckerreichen Speisen ernährten. Das berichten die Anthropologen Mary Silcox und Keegan Selig von der University of Toronto Scarborough in Kanada im Fachblatt »Scientific Reports«. Ihr Fund ist der bisher früheste Nachweis von Karies bei Säugetieren.

Grund für das Zahnleiden des Primaten Microsyops latidens war wahrscheinlich eine obst- und zuckerreiche Ernährung. Das folgerten Selig und Silcox aus dem Kariesbefall von 1030 fossilen Gebissen aus dem Bighorn Basin im US-Bundesstaat Wyoming. Insgesamt war jedes 14. untersuchte Gebiss von Karies befallen. Damit war M. latidens seinerzeit häufiger von Zahnproblemen betroffen als einige heute lebende Primatenarten wie der südamerikanische Klammeraffe.

Über einen rund 10 000 bis 20 000 Jahre andauernden Zeitraum scheint sich M. latidens besonders zuckerreich ernährt zu haben: In jedem sechsten aus dieser Periode stammenden Gebiss wiesen Selig und Silcox Karies nach. Nachfolgende Fossilien zeigten wiederum weniger häufig Kariesläsionen, was dafür sprechen könnte, dass M. latidens seine Fressgewohnheiten anschließend wieder änderte. Selig und Silcox vermuten: Sich ändernde klimatische Bedingungen könnten zwischenzeitlich für ein wechselndes und verringertes Futterangebot gesorgt haben, so dass M. latidens vermehrt auf Früchte angewiesen war. Zusätzlich passte sich die Zahnform der Primaten im Laufe von mehreren Generationen den neuen Ernährungsgewohnheiten an.

Selig und Silcox untersuchten die Fossilien auf sichtbare Zeichen von Karies – rundliche, glatte Löcher im fossilen Zahn. Zusätzlich erstellten sie mit Hilfe der Mikrocomputertomografie ein dreidimensionales Bild der Gebisse. Das Alter der Fossilien bestimmten sie anhand des geologischen Alters des Sediments, in dem die Knochen gefunden worden waren.

Microsyops latidens lebte vor rund 54 Millionen Jahren während des frühen Eozäns. Der Allesfresser ernährte sich wahrscheinlich von Früchten und Blättern. Er wog um die 670 Gramm und lebte in den Bäumen.

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