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Ernährung: Warum Karotten orange sind

Orange gefärbte Karotten sind eine vergleichsweise neue Züchtung. Nun wurde geklärt, warum sie orange wurden – und warum sie gerade deshalb so gesund sind.
Bündel von Karotten liegen auf einem Tisch - im Vordergrund sind die Wurzeln, im Hintergrund das Grün
Karotten gehören zum beliebtesten und wertvollsten Gemüse unserer Breiten. Die Grundlage dafür liegt wohl in drei Genveränderungen.

Wohl schon in der Antike aßen die Menschen Karotten; ab dem 10. Jahrhundert wurden im heutigen Iran rotviolette und gelbe Sorten gezüchtet. Und ab dem 15. oder 16. Jahrhundert kam in Europa schließlich die orange gefärbte Variante auf, die sich letztlich großflächig durchsetzte (wenngleich gelbe und violette Karotten wieder ein Comeback erleben). Ein Team um Kevin Coe von der North Carolina State University in Kannapolis hat nun herausgefunden, welche Gene für die beliebte Variante in Orange verantwortlich sind – und warum dies die Karotten zu Vitaminbomben macht, wie sie in »Nature Plants« schreiben.

Die Arbeitsgruppe hat dafür 630 unterschiedliche Karottenvarianten untersucht und deren Genom sequenziert. Drei spezifische Gene sind demnach für die Selektion auf den orangefarbenen Phänotyp verantwortlich und sorgen gleichzeitig für einen hohen Gehalt an alpha- und beta-Karotin, die zur Stoffklasse der Karotinoide gehören und im menschlichen Körper zu Vitamin A umgewandelt werden. Dieses ist wiederum essenziell für die Gesundheit der Augen, unser Immunsystem und andere Prozesse im Körper: Ein Mangel kann schwere Schäden bis hin zu Blindheit erzeugen.

Waren die Gene ausgeschaltet, produzierten die Karotten mehr Pigmente, die die orangene Färbung verursachen, was sie gleichzeitig zu den Vitaminbomben macht. War dagegen auch nur ein Gen davon aktiv, blieben die Karotten violett, gelb oder weiß. Die violetten und gelben Varianten weisen höhere Gehalte an Karotinoiden auf, die der Körper nicht in Vitamin A umwandeln kann. Viele orangefarbene Möhren wiesen zudem Genvarianten auf, die ihre Blüte verzögern. Denn setzt die Blüte ein, verholzen die Wurzeln normalerweise und werden ungenießbar. »Es hat sich herausgestellt, dass die Landwirte diese vorteilhaften Eigenschaften seit Jahrhunderten unwissentlich durch ihre Zucht ausgewählt haben«, sagt der an der Studie beteiligte Massimo Iorizzo, der ebenfalls an der North Carolina State University in Kannapolis forscht.

Die Farbe und der süßere Geschmack der orangefarbenen Karotte trugen zu ihrer Beliebtheit bei, und die Landwirte züchteten auf diese Eigenschaften hin. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden in Nordeuropa immer weitere Arten von orangefarbenen Karotten entwickelt, was zu den verschiedenen Schattierungen von derartigen Karotten auf Gemälden aus dieser Zeit passt. Die Nachfrage nach dieser Sorte steigerte sich dann ab dem 19. Jahrhundert weiter, als immer Belege dafür auftauchten, wie gesund dieses Gemüse ist. Als Nebeneffekt der Studie festigte die Arbeitsgruppe zudem die These, dass das Wurzelgemüse zuerst im westlichen und zentralen Asien richtig kultiviert wurde.

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