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»Nachhaltige Intensivierung«: Fast jede dritte Farm orientiert sich in Richtung Nachhaltigkeit

Die Erkenntnis, dass Intensivlandwirtschaft auch nachhaltig betrieben werden kann, setzt sich offenbar immer mehr durch. Noch bleibt die Wirkung allerdings überschaubar.
Farmen in Massachusetts

»Auch wenn wir noch einen weiten Weg vor uns haben, hat mich beeindruckt, wie weit die Landwirte weltweit – und besonders in den weniger entwickelten Ländern – unsere Nahrungsmittelproduktion in eine gesündere Richtung fortentwickelt haben«, fasst John Reganold die Ergebnisse seiner Studie zusammen. Gemeinsam mit Fachkollegen hat der Forscher von der Washington State University in St. Louis analysiert, wie viele Landwirte global ihre Produktion auf nachhaltige Praktiken umstellen.

Ihren Hochrechnungen zufolge nutzen 29 Prozent oder 163 Millionen Farmen in der einen oder anderen Form entsprechende Methoden, die unter den Begriff der »nachhaltigen Intensivierung« (sustainable intensification) fallen. Verfahren also, mit denen sich zwar kommerziell nützliche Erntemengen produzieren lassen, die aber gleichzeitig ökologische Kosten reduzieren – beispielsweise durch den maßgeschneiderten Einsatz von Düngemitteln oder Pestiziden, durch Maßnahmen gegen Bodenerosion und -verarmung wie Fruchtwechsel und Verzicht auf Pflügen oder auch durch gezielte Bewässerung. Insgesamt sieben solcher Praktiken legten die Wissenschaftler ihrer Studie zu Grunde.

Sie betrachteten rund 400 Großprojekte und Initiativen, die jeweils mindestens 10 000 teilnehmende Farmen aufwiesen oder eine Gesamtackerfläche von 10 000 Hektar umfassten. Die Ergebnisse ihrer Auswertung stellen sie nun im Fachmagazin »Nature Sustainability« vor.

In entwickelten Ländern blieb der Ertrag bei Einsatz solcher Verfahren ungefähr auf dem Niveau konventioneller Landwirtschaft oder fiel geringfügig knapper aus. Der Nutzen lag hier vor allem im Umweltaspekt und verringerten Kosten oder Arbeitsaufwand. In den weniger entwickelten Ländern steigerten manche Landwirte durch diese Verfahren ihre Produktionsmengen mitunter erheblich – was zum Teil auch daran liegt, dass die Farmen zuvor sehr ineffizient betrieben wurden. Als Beispiel nennen sie eine Initiative in Kuba, bei der rund 100 000 Farmer ihre Produktivität um 150 Prozent steigerten und dabei den Einsatz von Pestiziden um 85 Prozent reduzierten. Insgesamt könne man behaupten, dass die nachhaltigen Anbaumethoden ihre Tauglichkeit unter Beweis gestellt hätten, so die Forscher in einer Mitteilung.

Allerdings bestellen die 29 Prozent der Farmen, die ihrer Schätzung nach in der ein oder anderen Form auf nachhaltige Verfahren setzen, gerade einmal neun Prozent der globalen Anbaufläche, so dass der Effekt insgesamt gesehen zurzeit eher klein sein dürfte. Die Autoren der Studie geben sich allerdings zuversichtlich, dass bald ein Umschlagpunkt erreicht sein dürfte, ab dem die Übernahme dieser Methoden sich immer schneller immer weiter verbreitet, auch dank offizieller Unterstützung durch die Regierungen.

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