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Ig-Nobelpreise: Wie viele Nasenhaare ein Mensch hat und warum Schule langweilig ist

Erst lachen, dann denken – so lautet das Motto der »unehrenhaften« Nobelpreise, die nun das 33. Mal verliehen wurden. Ausgezeichnet wurden Studien über Steine leckende Forscher, drögen Schulunterricht und menschliche Nasenhaare.
Offensichtlich vom Unterricht sehr gelangweilte Schüler.
So schlimm wird es schon nicht sein! Oder doch? Diese Schüler sind offenbar sehr gelangweilt vom Unterricht. Eine mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnete Studie hat untersucht, warum Schule langweilig sein kann.

Steine ableckende Forscher, gezählte Nasenhaare und methodisch untersuchte Langeweile: Wissenschaftliche Studien, die »erst zum Lachen und dann zum Denken anregen« sollen, sind in den USA mit den Ig-Nobelpreisen ausgezeichnet worden – gesprochen »ignoble«, was übersetzt in etwa »unehrenhaft« bedeutet. Bei der traditionell skurrilen Gala wurden die undotierten Spaßpreise in der Nacht zum Freitag zum 33. Mal verliehen. Sie sollen nach Angaben der Veranstalter »das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren«.

So erhielten Experten aus Polen und den USA den Preis in der Kategorie »Chemie und Geologie« für ihre Erforschung der Frage, warum viele Geologen gerne Steine ablecken. Es bereite ihm große Freude, den Preis für so eine »fundamentale Sache« zu bekommen, sagte Jan Zalasiewicz, emeritierter Professor an der University of Leicester und Mitglied der Anthropocene Working Group. »Geologen machen das die ganze Zeit, weil etwas, das nicht ganz klar ist, deutlich klarer wird, wenn die Oberfläche nass ist.«

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den USA, Kanada, dem Iran und Vietnam erhielten eine der zehn Auszeichnungen für die Nutzung von Leichen zur Erforschung der Frage, ob ein Mensch die gleiche Anzahl von Haaren in beiden Nasenlöchern hat. Sie hätten an rund 20 Leichen geforscht und pro Nasenloch etwa 110 bis 120 Haare gefunden, teilten die Forschenden in ihrer Dankesrede mit.

Wer denkt, Schule sei langweilig, empfindet sie auch als langweilig

Der Preis in der Kategorie »Bildung« ging an ein internationales Team für seine methodische Untersuchung der Langeweile bei Lehrern und Schülern. Unter anderem sei es wahrscheinlicher, dass Schüler im Unterricht gelangweilt seien, wenn sie das schon im Vorfeld erwarteten, sagten die Fachleute in ihrer Dankesrede. Außerdem seien Schüler mit einer höheren Wahrscheinlichkeit im Unterricht gelangweilt, wenn sie den Eindruck hätten, dass der Lehrer oder die Lehrerin gelangweilt sei.

Weitere Auszeichnungen gab es für eine Untersuchung über die Empfindungen von Menschen, wenn diese ein Wort viele Male wiederholen. Ebenso erhielten Forschende einen Preis für ihre Experimente auf den Straßen einer Stadt, bei denen die Fachleute herausfinden wollten, wie viele Passanten anhalten und nach oben schauen, wenn sie fremde Menschen nach oben schauen sehen. Das Ergebnis: Sehr viele – vor allem: Je mehr Leute nach oben blickten, desto mehr Menschen folgten dem Verhalten.

Zu den Preisträgern zählten zudem Arbeitsgruppen mit folgenden Studien: Ein Team untersuchte die Gehirnaktivität von Menschen, die Experten im Rückwärtssprechen sind. Eine andere Gruppe aus Japan analysierte elektrische Essstäbchen sowie Strohhalme und prüfte, ob sie den Geschmack von Nahrungsmitteln verändern können. Außerdem ging ein Preis an Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Spanien, der Schweiz, Frankreich und Großbritannien für die Erforschung der Frage, inwiefern sich die sexuelle Aktivität von Sardellen im Meereswasser niederschlägt.

»Verschwendet eure Ausscheidungen nicht!«

Ein südkoreanisch-amerikanischer Forscher erfand die so genannte Stanford-Toilette – ein Klo, das mittels verschiedener Hilfsmittel die von Menschen ausgeschiedenen Substanzen analysiert. »Verschwendet eure Ausscheidungen nicht«, sagte Seung Min Park bei seiner kurzen Dankesrede zur Preisvergabe. Weitere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Indien, China, Malaysia und den USA belebten tote Spinnen wieder, um sie als mechanische Greifwerkzeuge zu benutzen – und wurden dafür ebenfalls ausgezeichnet.

Vor der Coronapandemie verfolgten mehr als 1000 Zuschauer in einem Theater der Harvard University die Gala, an der auch tatsächliche Nobelpreisträger teilnehmen – in diesem Jahr beispielsweise der deutsche Physiker Wolfgang Ketterle. Aber sogar bei der rund anderthalbstündigen Online-Preisverleihung flogen Papierflieger, gab es Sketche, bizarre Kurz-Musikstücke und noch mehr skurrilen Klamauk. Das Schlusswort sprach traditionell der Moderator Marc Abrahams, Herausgeber einer Fachzeitschrift zu kurioser Forschung: »Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!« (dpa/kas)

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