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Pertussis: STIKO empfiehlt Keuchhusten-Impfung für Schwangere

Keuchhusten ist für Neugeborene und Säuglinge besonders gefährlich. Die Ständige Impfkommission rät deshalb nun allen Schwangeren, sich impfen zu lassen: Das schützt auch das Baby.
Schwangere lässt sich impfen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die Schutzimpfung gegen Keuchhusten, auch Pertussis genannt, nun auch explizit für Frauen in der Schwangerschaft. Zu dieser Entscheidung kam die STIKO bei ihrer Sitzung am 4. März 2020, wie es in der aktuellen Ausgabe des »Epidemiologischen Bulletin« heißt. Die Expertengruppe rät Schwangeren, sich zu Beginn des dritten Trimenons impfen zu lassen: »Als besonders geeigneter Zeitpunkt für die Impfung kommt der reguläre Schwangerschaftsvorsorgetermin in der 28. bis 32. Schwangerschaftswoche in Frage.« Sollte das Risiko für eine Frühgeburt erhöht sein, sei die Immunisierung bereits im zweiten Schwangerschaftsdrittel sinnvoll, da es für die Wirksamkeit auf die Zeitspanne zwischen Impfung und Geburt ankäme. Die Schutzimpfung soll unabhängig davon erfolgen, wann zuletzt gegen Keuchhusten geimpft wurde, und in jeder Schwangerschaft erneut. Sie wird mit einem Kombinationsimpfstoff durchgeführt, der auch gegen Diphtherie und Tetanus schützt.

Ziel der aktualisierten Empfehlung sei es, die Zahl der Infektionen, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei Neugeborenen und Säuglingen zu verringern, die durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht werden. B. pertussis ist der Hauptauslöser von Keuchhusten, nur in seltenen Fällen sind andere Erreger für die Erkrankung verantwortlich, wie die Experten schreiben. Zu den Symptomen zählen in aller Regel heftige Hustenanfälle, bei Jugendlichen und Erwachsenen äußert sich die Krankheit aber manchmal lediglich durch einen lang andauernden Husten. Vor allem bei Neugeborenen und Säuglingen verläuft sie allerdings oft weniger harmlos: Bei ihnen kommt es eher zu Komplikationen, die in seltenen Fällen zum Beispiel Krampfanfälle oder Gehirnerkrankungen beinhalten können – im schlimmsten Fall droht sogar der Tod.

Den Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge erkranken trotz der bereits geltenden Impfempfehlungen nach wie vor sehr viele Säuglinge an Keuchhusten, vornehmlich innerhalb der ersten sechs Lebensmonate. Am gefährlichsten ist die Krankheit für viele Kinder in den ersten drei Lebensmonaten. Zwischen 2014 und 2018 verzeichnete das RKI jährlich etwa 50 Pertussisfälle pro 100 000 Säuglinge.

Kinder früh immunisieren

Aktuell empfiehlt die STIKO, Kinder bis zum 14. Lebensmonat insgesamt viermal impfen zu lassen, um eine Grundimmunisierung gegen Pertussis aufzubauen. Im Vorschul- und im Jugendalter erfolgt laut Impfplan jeweils eine Auffrischung. Erwachsene sollen die Pertussis-Impfung einmalig mit der nächsten Auffrischungsimpfung gegen Diphtherie und Tetanus erhalten. Außerdem rät die STIKO schon heute Frauen im gebärfähigen Alter sowie anderen Menschen, die Kleinkinder betreuen oder mit ihnen in einem Haushalt leben, sich impfen zu lassen.

Dennoch habe man festgestellt, dass bei der Mehrzahl schwangerer Frauen in westlichen Ländern die pertussisspezifischen Antikörperkonzentrationen sehr niedrig seien. Das mache einen Schutz des Neugeborenen durch Antikörper, die es während der Schwangerschaft von der Mutter erhält und die es in den ersten Lebensmonaten vor einer Infektion bewahren, unwahrscheinlich. Eine Impfung während der Schwangerschaft kann hier Abhilfe schaffen, wie Studien zeigen: Je nach verwendetem Impfstoff verhindert sie mehr als 90 Prozent aller Infektionen, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei Säuglingen unter drei Monaten. Zudem sei die Anwendung auch bei Schwangeren sicher, wie die Experten der STIKO schreiben.

In vielen anderen Ländern gehört die Keuchhusten-Impfung für Frauen in der Schwangerschaft deshalb bereits zum Vorsorgeprogramm. So wird sie unter anderem in den USA, im Vereinigten Königreich, in Australien, Argentinien, Belgien, der Schweiz, Spanien und den Niederlanden für Schwangere empfohlen.

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