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Studie zur Viertagewoche: Weniger Stress, gleiche Produktivität

Nur an vier statt an fünf Tagen zu arbeiten, bekommt den Angestellten, ohne den Unternehmen zu schaden. Der zusätzliche Tag macht offenbar den Kopf frei fürs Wochenende.
Leeres Büro
Wie ausgestorben: Wenn die Firma einen kompletten Tag die Woche frei nimmt, schafft sie ihren Angestellten Raum für Erholung.

Vier Tage zu arbeiten statt fünf – bei gleichem Gehalt –, führt zu verbessertem Wohlbefinden bei den Angestellten, ohne die Produktivität des Unternehmens zu belasten. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest ein Team der Kampagne 4 Day Week Global in Verbindung mit Wissenschaftlern der University of Cambridge und dem Boston College in den USA. In einem Bericht legt die Gruppe die Ergebnisse ihres sechsmonatigen Tests dar, an dem im Jahr 2022 insgesamt 61 Unternehmen mit zusammen rund 2900 Angestellten teilnahmen.

Laut ihren Umfragen berichteten 71 Prozent der Befragten von einem niedrigeren Burnout-Level, und 39 Prozent gaben an, weniger gestresst zu sein als zu Beginn des Tests. In den Unternehmen gab es 65 Prozent weniger Krankheitstage, die Zahl der Kündigungen sank auf weniger als die Hälfte verglichen mit dem Vorjahr. Die Einnahmen der Unternehmen haben sich während des Testzeitraums kaum verändert – sie stiegen im Durchschnitt sogar geringfügig um 1,4 Prozent.

Ähnliche Studien zu den Auswirkungen einer Viertagewoche hat die Gruppe auch in anderen Ländern durchgeführt. Die Untersuchung in Großbritannien sei jedoch die umfangreichste gewesen, schreibt die University of Cambridge in einer Pressemitteilung, zumal sie die Umfrageergebnisse durch ausführliche Interviews vertieft habe.

Aus diesen Gesprächen ging hervor, dass die Angestellten den freien Tag überwiegend für Organisation und alltägliche Verrichtungen nutzten. Das wiederum ermöglichte ihnen, das Wochenende komplett für die Erholung, ihre Familie und Hobbys zu reservieren.

In den Unternehmen hätten sich schnell vielfältige Maßnahmen herausgebildet, um »Zeitfresser« wie überlange Meetings zu beseitigen, ergaben die Befragungen. Wie die Unternehmen ihre Viertagewoche ausgestalteten – ein freier Freitag für alle oder ein beliebiger freier Tag beispielsweise –, war ihnen selbst überlassen. Unternehmen aus verschiedenen Branchen, wie Online-Einzelhändler, Finanzdienstleister, Animationsstudios und ein Fish-and-Chips-Laden, haben an dem Test teilgenommen. 92 Prozent der Unternehmen, die bei dem Pilotprogramm mitgemacht haben, gaben an, dass sie die Viertagewoche zumindest weiter testen wollen, 18 Unternehmen haben entschieden, die reduzierte Arbeitszeit dauerhaft beizubehalten.

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Studie von einer Interessengruppe durchgeführt wurde, wenn auch mit wissenschaftlicher Unterstützung. Unklar bleibt beispielsweise angesichts des kurzen Testzeitraums von nur sechs Monaten, ob die günstigen Einflüsse auf das Wohlbefinden auf lange Sicht bestehen bleiben. Womöglich stellt sich mit der Zeit eine Gewöhnung ein. Die verringerte Arbeitszeit würde sich dann ab diesem Zeitpunkt nur noch begrenzt auf das Stresslevel auswirken.

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