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Besser Vorsorgen: Was passiert beim sportärztlichen Check?

Sportchecks sind vor allem für Hobbysportler wichtig. Die entscheidende Frage: Ist der Körper gesund genug, um sich so richtig zu verausgaben? Wer die Untersuchung anbietet und wie sie abläuft im Überblick.
Ziel eines Sportchecks ist es, den Körper und vor allem das Herz-Kreislauf-System auf Sporttauglichkeit zu testen.

Der sportärztliche Check ist wie ein TÜV für den Körper. Sportmediziner empfehlen die Untersuchung vor allem Sportanfängern und Freizeitsportlern ab 35 Jahren, die nach langer Pause wieder ins Training einsteigen wollen, sowie Hobbyathleten mit Vorerkrankungen. Die wichtigste Frage dabei: Ist das Herz fit genug für Sport?

Wozu ist die Untersuchung gut?

Ziel der Untersuchung ist es, den Körper und vor allem das Herz-Kreislauf-System auf Sporttauglichkeit zu testen. Am besten noch, bevor ein regelmäßiges Training startet. Denn möglicherweise bestehen bisher unentdeckte Vorerkrankungen, zum Beispiel an den Herzklappen, die unter sportlicher Belastung zum Risiko werden können. Die Untersuchung ist für alle gedacht, die bisher kaum Sport gemacht haben, nun aber damit beginnen wollen. Sie lohnt sich auch für jene, welche nach langer Trainingspause wieder einsteigen oder die eine Extrembelastung planen.

Ob jemand sein Comeback als Hobbykicker plant, mit 40 Jahren einen Marathon schaffen will oder in diesem Winter regelmäßig morgens schwimmen möchte: Vorher sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist, kann Leben retten. In Italien beispielsweise sind die jährlichen Fallzahlen eines plötzlichen Herztods beim Sport um 89 Prozent gesunken, nachdem im Jahr 1982 ein landesweites Screening eingeführt wurde. Es verpflichtet alle, die an einem sportlichen Wettkampf teilnehmen möchten, vorher nachzuweisen, dass ein Arzt sie für »sporttauglich« erklärt hat.

Wie läuft der Sportcheck ab?

Nach einem Gespräch, in dem es um die sportlichen Ziele und Risikofaktoren sowie um Vorerkrankungen und aktuelle Beschwerden geht, folgt eine körperliche Untersuchung. Der Arzt hört Herz und Lunge ab, ertastet die Bauchorgane und achtet auf orthopädische Auffälligkeiten wie Haltungsschäden oder muskuläre Dysbalancen. Größe, Gewicht und Blutdruck werden gemessen, manchmal gehört eine Körperfettmessung zum Leistungsumfang. Ein Elektrokardiogramm (EKG), für das sich der Patient bequem auf eine Liege legt, zeigt die Herzaktivität zunächst in Ruhe. Dann sollte es für ein Belastungs-EKG auf ein Laufband oder ein Fahrrad-Ergometer gehen. Achtung: Nicht immer ist ein solcher Belastungstest Teil der Untersuchung; in manchen Praxen findet er nur statt, wenn das Ruhe-EKG auffällig war. Ambitionierte Sportler können die Gelegenheit nutzen und – falls das die Praxisausstattung hergibt – eine Laktat-Leistungsdiagnostik oder einen Sauerstoffaufnahmetest (Spiroergometrie) dazubuchen.

Serie: »Besser vorsorgen«

Krebsvorsorge, Früherkennung, Check-up – es gibt viele Untersuchungen, die Gesunde regelmäßig wahrnehmen sollten. Denn vorsorgen ist besser als nachsorgen. Wir erklären die gängigsten Methoden und beantworten die wesentlichen Fragen: Wozu ist die Untersuchung gut? Was macht die Ärztin, worauf achtet der Arzt? Und tut das weh?

Beide Untersuchungen lassen detaillierte Schlüsse für das künftige Training zu, müssen aber in der Regel selbst bezahlt werden. Zu den möglichen Zusatzuntersuchungen für Selbstzahler zählt auch der Lungenfunktionstest. Im Idealfall findet im Anschluss eine ausführliche Beratung statt, bei der der Arzt oder die Ärztin nicht nur die Befunde erklärt, sondern auch Tipps für das richtige Training, Bewegung im Alltag oder eine gesunde Ernährung gibt.

Woran sollten Patientinnen und Patienten denken?

Der sportärztliche Check gehört zu den »individuellen Vorsorgeleistungen«, welche die Krankenkassen nicht bezahlen. Viele Versicherungen haben jedoch erkannt, dass Vorsorge besser ist als Nachsorge, und übernehmen die Kosten mittlerweile ganz oder teilweise. Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) listet Partner-Krankenkassen, die zumindest einen Zuschuss beisteuern, sofern die Untersuchung bei einem von der DGSP empfohlenen Sportmediziner stattfindet. Je nachdem, ob zusätzliche Untersuchungen wie ein Herzultraschall oder eine Laktat-Leistungsdiagnostik stattfinden, kann ein Sportcheck zwei bis vier Stunden in Anspruch nehmen.

Patienten sollten an ihre Versichertenkarte denken und Vorbefunde oder Arztberichte mitbringen, die für die Untersuchung eine Rolle spielen könnten. Haben sie einen Überweisungsschein vom Hausarzt oder einen Medikamentenplan, sind diese ebenfalls mitzubringen. Für den Belastungstest ist es besser, bequeme Sportkleidung zu tragen. Ein Snack für zwischendurch und etwas zu trinken sind bei längeren Terminen nützlich. In manchen Instituten stehen für die Sportler nach dem Belastungstest Duschen zur Verfügung. Sehr große sportliche Anstrengungen sind am Tag vor der Untersuchung zu vermeiden, ebenso wie Alkohol und fettreiches Essen am Abend.

Gibt es Nachteile oder Risiken?

Die PACE-Studie – eine Umfrage mit mehr als 10 000 Langstreckenläufern – ergab, dass viele sportärztliche Untersuchungen mangelhaft durchgeführt werden. 15 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben beispielsweise an, dass bei ihrem Termin gar keine körperliche Untersuchung stattgefunden hat. Das eigentlich vorgesehene Ruhe-EKG fiel bei jedem dritten Check aus. Sportlerinnen und Sportler sollten unbedingt darauf achten, sich in einem seriösen Institut betreuen zu lassen, das sportärztliche Checks regelmäßig durchführt. Am besten klärt man schon im Vorfeld, was alles Teil der Untersuchung ist und mit welchen Kosten zu rechnen ist.

Wie geht es weiter?

Ist alles in Ordnung, steht sportlicher Aktivität nichts mehr im Weg. Denn dann ist das Herz voll belastbar, die Gelenke machen einiges mit und die Lunge ist leistungsbereit. Auf Wunsch bekommt der Sportler oder die Sportlerin ein Attest vom Arzt, das seine Sporttauglichkeit bescheinigt – etwa wenn ein Marathonlauf in Italien geplant ist. Lassen die Untersuchungsergebnisse dagegen vermuten, dass es zum Beispiel bei Anstrengung zu Durchblutungsstörungen des Herzens kommt, erfolgen zusätzliche Tests wie ein Herzultraschall und eine Blutuntersuchung. Der Sportmediziner überweist manche Patienten mit auffälligen Befunden weiter an einen Facharzt, zum Beispiel eine Kardiologin, einen Orthopäden oder eine Spezialistin für Lungenheilkunde (Pneumologie).

Wer bezahlt Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen?

Ob Baby oder Greis – ein Leben lang übernehmen die Krankenkassen die Kosten für zahlreiche Früherkennungs- und Vorsorgechecks. Das bedeutet, die Untersuchungen sind für Patienten kostenlos. Einen Überblick, wer wann Anspruch auf welche Untersuchung hat, hat der Gemeinsame Bundesausschuss zusammengestellt. Untersuchungen, die Patienten selbst bezahlen müssen, heißen Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL. Zu den beliebtesten zählen zum Beispiel die Messung des Augeninnendrucks, eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke oder ein großes Blutbild. Der IGeL-Monitor vom »Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen« hat sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen IGeL wissenschaftlich zu bewerten, damit Patienten sich gut informiert für oder gegen eine bestimmte Untersuchung entscheiden können.

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