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Wetter: Sturm »Éowyn« bricht Rekord

Das Orkantief »Éowyn« geht als einer der stärksten Stürme in die Wettergeschichte Irlands ein. Was machte ihn so intensiv?
Hohe Wellen schlagen gegen eine Küstenmauer, neben der ein weißer Leuchtturm steht. Die Gischt spritzt dramatisch in die Luft, was die Kraft des Meeres verdeutlicht. Der Himmel ist grau und wolkenverhangen, was auf stürmisches Wetter hindeutet.
Schwere Brandung trifft auf die irische Küste: Sturmtief »Éowyn« entfaltete seine volle Kraft.

Das Orkantief »Éowyn« hielt, was die Wetterdienste prognostiziert hatten: Der Sturm war einer der stärksten, der Irland seit Beginn moderner Wetteraufzeichnungen traf. Verbreitet maßen die Stationen bei Orkanböen Spitzengeschwindigkeiten von 130 bis 150 Kilometern pro Stunde. Spitzenreiter war am Freitagmorgen (24. Januar 2025) »Mace Head« an der Atlantikküste: Dort zeichneten die Sensoren einen Höchstwert von 183 Kilometern pro Stunde auf: ein Kilometer pro Stunde mehr als beim bisherigen Rekord vom 18. Januar 1945, berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD). Noch höhere Geschwindigkeiten konnten bislang nicht offiziell bestätigt werden.

Kurz nach dieser Aufzeichnung fiel die Wetterstation jedoch wie einige andere aus – oder sie konnte ihre Daten durch sturmbedingte Störungen nicht mehr übertragen. Laut einer ersten Bilanz kamen Irland und Großbritannien sonst jedoch glimpflich durch den Sturm: Neben weit verbreiteten Stromausfällen wurden lediglich Sachschäden gemeldet.

»Éowyn« bildete sich während einer so genannten rapiden Zyklogenese, unter Meteorologen auch gerne als »Bombenzyklon« bezeichnet. Charakteristisch dafür ist ein sehr starker Druckabfall im Kern des Tiefs, der bei »Éowyn« innerhalb von nur 24 Stunden 50 Hektopascal betrug. Ausgelöst wurde die Bildung durch einen arktischen Kaltluftvorstoß vor der nordamerikanischen Küste, der auf wärmere Luftmassen über dem Westatlantik traf. Begünstigt durch den Jetstream zog das Tief rasch über den Atlantik nach Osten. Gleichzeitig begünstigt der starke Jetstream weitere dynamische Prozesse, die den Sturm intensivieren.

Es kann zum Anzapfen trockener, stratosphärischer Luftmassen kommen, also von Luftschichten, die über der Troposphäre liegen, in der sich normalerweise unser Wettergeschehen abspielt. Dabei sinkt auch die Tropopause bis auf wenige Kilometer Höhe herab, die die Grenze zwischen Tropo- und Stratosphäre darstellt. In diesem Zusammenhang bilden sich verschiedene Starkwindbänder in geringer Höhe aus., darunter der »Cold Jet«, der hinter der Kaltfront auftritt und senkrecht zu dieser ausgerichtet ist. Bei labil geschichteten Luftmassen kann dieser Starkwind bis zum Boden herabgemischt werden und für extreme Windböen sorgen.

Noch untersucht werden muss laut dem Deutschen Wetterdienst, ob ein weiteres atmosphärisches Phänomen aufgetreten ist: der so genannte »Sting Jet«. Dabei rauscht stratosphärische Luft schlagartig nach unten bis auf geringe Höhen. Auch hier kann ein Herabmischen diese Luftmassen bis zum Boden auftreten und für noch höhere Windgeschwindigkeiten sorgen. Dies geschehe jedoch äußerst selten, nur kurzzeitig und räumlich eng begrenzt, so der DWD. Das müsse die Datenanalyse zeigen.

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