Lexikon der Ernährung: Ernährungssoziologie
Ernährungssoziologie, Esociology of food and eating, Teilbereich der Soziologie, der sich mit der Ernährung als gesellschaftliches Phänomen befasst. Sie überschneidet sich mit vielen anderen Bereichen der Soziologie, wie der Familiensoziologie, der medizinischen Soziologie, Konsumsoziologie, Agrarsoziologie, u. a., was möglicherweise die Ursache dafür darstellt, dass sich die E. innerhalb der Soziologie noch nicht fest etablieren konnte, obwohl die menschliche Ernährung ein fundamentales Thema aller Gesellschaften darstellt. Die E. umfasst die Bereiche der Soziologie der Nahrung, die sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung der Herstellung, Verbreitung und Aufnahme von Nahrungsmitteln befasst, und der Soziologie des Essens, die sich mit dem Vorgang der Nahrungsaufnahme aus sozialwissenschaftlicher Sicht, z. B. mit der Entwicklung des Essgeschirrs und Tischsitten beschäftigt. Der Gegenstandsbereich der E. umfasst darüber hinaus weitere Themen, wie die Entwicklung und Determinanten von Ernährungsnormen und Werten, bestimmte Strömungen in der Gesellschaft mit Einfluss auf die Ernährung (z. B. Ökologiebewegung, Gesundheitsbewegung), die Entwicklung von Kosttypen und Konsumstilen, Rollen-, Pflichtenverteilung und Mitspracherecht bei Nahrungsmittelbeschaffung, -zubereitung und Mahlzeitengestaltung (Ernährungssystem), soziale Faktoren bei der Entstehung von Essstörungen sowie den Einfluss der Sozialstruktur auf das Ernährungsverhalten. Die E. verfügt über keine eigenen Forschungsmethoden, sondern greift auf die Methoden anderer spezieller Soziologien zurück.
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