Gruppendynamik: Links, zwo, drei, vier!
Wenn er einen Kollegen seines Spielmannszugs aus einem verunglückten Auto retten müsste, würde sich Steve Marx ohne zu zögern in den reißenden Verkehr stürzen. Der Marschkapellenmeister am Gettysburg College in Pennsylvania sagt, die Bindung zwischen den Mitgliedern sei extrem stark, ähnlich wie in einer Familie. Er engagiert sich seit mehr als 20 Jahren in solchen Musikgruppen. Alle tragen passende Uniformen, wenn sie mit ihren Musikinstrumenten in perfekter Harmonie vorwärtsmarschieren. Linkes Bein, rechtes Bein – Bewegungen und Klänge sind so synchronisiert, dass einzelne Personen hinter dem gewaltigen Gleichtakt der Gruppe verschwinden. Der Reiz liegt nicht einmal so sehr in der Musik, gibt Marx zu. Für ihn geht es beim Marschieren vor allem um das Miteinander.
Viele Gruppenaktivitäten steigern unser Gemeinschaftsgefühl, aber Untersuchungen zeigen, dass durch synchrone Tätigkeiten noch stärkere soziale Bindungen entstehen. Rudern, Tanzchoreografien, Chorgesang oder einfach nur Fingertippen im Gleichtakt – all das soll laut Studien das Vertrauen und die Toleranz gegenüber anderen steigern, und zwar mehr, als unkoordinierte Aktivitäten es tun. Es soll uns sogar Schmerzen besser ertragen lassen.
Warum das so ist, verstehen Hirnforscher erst allmählich. Es handle sich um ein kompliziertes Zusammenspiel aller möglicher Faktoren, sagt die Psychologin Laura Cirelli von der University of Toronto in Kanada. Nicht nur Wahrnehmung und Kognition spielten eine Rolle, sondern ebenso die Wechselwirkungen bestimmter Hormone mit Nervenzellen im Gehirn.
Auch manche Tiere richten ihre Bewegungen aneinander aus. Delfine etwa ziehen in perfekt synchronen Bahnen durchs Wasser, und sogar einige Glühwürmchenarten blinken im Gleichtakt. Verhaltensforschern zufolge dient das dem sozialen Zusammenhalt und der Partnersuche ...
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