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Malediktologie: Fluchen im Dienst der Wissenschaft

Schimpfwörter haben keinen guten Ruf. Doch Kraftausdrücke zu gebrauchen, kann Schmerzen lindern und sich unter Umständen positiv auf den sozialen Status auswirken. Möglicherweise sind sie sogar die Urform unserer Sprache.

Wir alle tun es – und zwar von Kindesbeinen an bis ins Greisenalter, ob wir allein sind oder in Gesellschaft: Wir fluchen und schimpfen, was das Zeug hält. Dabei entfleucht unseren Mündern allerhand Fäkales, Sexuelles, Tierisches und Gottloses. Wolfgang Amadeus Mozart unterzeichnete Briefe angeblich gern mit »Herzlichst Ihr Süssmaier Scheißdreck«. Sittenwächter des 15. Jahrhunderts bestraften solche Obszönitäten mit dem Abschneiden der Zunge oder gar mit dem Tod. Heute wachen staatliche Anstalten darüber, welche Filme und Songs – unter anderem wegen ihrer Wortwahl – auf dem Index für jugendgefährdende Medien landen.

Denn Vulgärsprache hat eine ungeheure Macht. Mit ihr lassen sich extreme Emotionen transportieren (meist Wut und Frustration). Sie kann beleidigen, unterdrücken und ausgrenzen. Und dennoch sollte man einen differenzierten Blick auf sie werfen. Lange war sich die Forschung zu fein, sich des schmutzigen Teils unserer Kommunikation anzunehmen. Erst 1973 gründete der deutschstämmige Chemieingenieur Reinhold Aman in den USA die wissenschaftliche Disziplin der Malediktologie (vom lateinischen »maledicere« für schimpfen). Malediktologen untersuchen die psychologischen, soziologischen, linguistischen und neurobiologischen Aspekte des Fluchens. Und sie haben einiges zu Tage gefördert, was den ein oder anderen überraschen mag ...

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  • Quellen

Finkelstein, S. R.: Swearing and the brain. Oxford Handbook of Taboo Words and Language, 2018

Jay, T.: The utility and ubiquity of taboo words. Perspectives on Psychological Science 4, 2009

Jay, K., Jay, T.: Taboo word fluency and knowledge of slurs and general pejoratives: Deconstructing the poverty-of-vocabulary myth. Language Sciences 52, 2015

Philipp, M., Lombardo, L.: Hurt feelings and four letter words: Swearing alleviates the pain of social distress. European Journal of Social Psychology 47, 2017

Stephens, R. et al.: Swearing as a response to pain. Neuroreport 20, 2009

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