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Feinstaub: Rauch von Kanadas Waldbränden erreicht Europa

In den nächsten Tagen erreicht die Wolke, die in den letzten Wochen New York in einen Dunstschleier hüllte, Deutschland. Allerdings sind Szenen wie in den USA nicht zu erwarten.
Rauch eines Waldbrandes steigt hoch über die Landschaft.
Der Rauch von Waldbränden kann hoch in die Atmosphäre steigen und in den oberen Luftschichten weite Entfernungen zurücklegen.

Große Rauchschwaden der Waldbrände in der kanadischen Provinz Quebec erreichen heute Westeuropa. Die dichtesten Teile der Wolke treffen dabei auf die nordwestliche Iberische Halbinsel und Irland, Ausläufer reichen bis nach Deutschland hinein. Modelle des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus zeigen, dass der Hauptteil der Aerosolwolke am Mittwoch im südlichen und zentralen Großbritannien ankommt und im Lauf der Woche nach Südwesten über Deutschland und Frankreich zieht. Die meisten Rauchpartikel befinden sich allerdings in großer Höhe, so dass die Auswirkung auf die Luftqualität am Boden insgesamt gering bleiben dürfte. Erwarten kann man aber relativ diesigen Himmel und – durch die Streuung an den Rauchpartikeln – spektakuläre Sonnenuntergänge.

Ursache ist der gleiche Rauch, der während der schweren Waldbrände der letzten Wochen in Kanada die Ostküste der USA einnebelte. Besonders der dichte Rauch in New York machte Schlagzeilen. Die vorherrschenden westlichen Winde haben nun eine gigantische Wolke aus Aerosolen über den Atlantik getrieben. Sie misst mehr als 3000 Kilometer von Ost nach West und rund 2000 Kilometer von Nord nach Süd, wie Satellitendaten zeigen. Dass dieser Rauch nun zu uns herübergetrieben wird, ist jedoch nicht ungewöhnlich – dass er erst jetzt zu uns kommt, allerdings schon.

Normalerweise nämlich wandern Luftmassen aus Kanada entlang des Jetstreams, einem starken, von West nach Ost verlaufenden Höhenwind, auf den Atlantik hinaus nach Europa. In den letzten Wochen jedoch lenkte eine weit nach Süden reichende Schleife des Jetstreams die Luftströmung aus Kanada samt Rauch nach Süden ab. Das führte zu der sehr hohen Rauchbelastung in Teilen der USA. Inzwischen allerdings hat die von West nach Ost laufende Strömung wieder eingesetzt, die uns zum Beispiel auch regelmäßige Atlantiktiefs bringt. Sie treibt den Rauch nun zu uns. Allerdings müssen wir uns keine Sorgen machen, dass Szenen wie in New York nun auch in Europa drohen: Aus den unteren Luftschichten sind die Partikel längst zu Boden gefallen oder herausgewaschen worden, und auch in der Höhe hat sich der Rauch inzwischen verdünnt. Es ist aber möglich, dass sich rauchbelastete Höhenluft lokal mit tieferen Luftschichten mischt, so dass die Feinstaubbelastung am Erdboden messbar steigt.

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