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Fächerwahl: Warum sich Jugendliche für Psychologie entscheiden

Eine norwegische Studie sucht nach den Motiven von Schülerinnen und Schülern, Psychologie als Hauptfach zu wählen: Ist es das Interesse am Menschen oder der Versuch, sich selbst zu helfen?
Ein paar Füße vor drei Pfeilen auf dem Boden

Einem gängigen Vorurteil zufolge haben sich Psychologiestudierende für ihr Fach entschieden, weil sie sich selbst therapieren wollen. Auf einen Teil der norwegischen Jugendlichen, die Psychologie im Gymnasium als Hauptfach gewählt haben, trifft das offenbar zu. Mindestens jeder fünfte Jugendliche verspreche sich von der Fächerwahl Hilfe für eigene Probleme, schreiben Anja Møgelvang Jacobsen und Åge Diseth von der Universität Bergen im Fachjournal »Psychology Learning & Teaching«.

An norwegischen Gymnasien ist das Fach Psychologie populär; mehr als zwölf Prozent der landesweit rund 123 000 Schülerinnen und Schüler wählten es 2017/18 zu einem ihrer Hauptfächer, schreiben die Pädagogin Jacobsen und ihr Kollege. Sie baten das Lehrpersonal in einer Provinz im Südwesten des Landes, alle Jugendlichen mit Hauptfach Psychologie zu ihrer Studie einzuladen. Rund 40 Prozent – mehr als 600 – nahmen teil, drei Viertel davon Mädchen. Unter anderem sollten sie ankreuzen, wie sehr 14 mögliche Gründe für die Fächerwahl auf sie selbst zutrafen.

Je rund 75 bis 80 Prozent bestätigten, dass sie sich für das Fach oder für andere Menschen interessierten, dass sie andere besser verstehen oder mehr über psychische Gesundheit wissen wollten. Knapp 20 Prozent meinten, Psychologie sei leicht zu verstehen, und 5 beziehungsweise 7 Prozent gaben zu, dass sie sich wenig Stress oder gute Noten erhofften. Je rund 20 bis 25 Prozent wählten das Fach, um eigene psychische Probleme oder das Leben besser zu meistern.

Sich selbst helfen zu wollen, sei zwar nur für die Minderheit, doch immerhin für einige ein entscheidendes Motiv, urteilen Jacobsen und Diseth. Allerdings biete der Unterricht dafür nicht den nötigen Raum. Wenn die Jugendlichen dort von eigenen psychischen Problemen erzählen, müssten Lehrerinnen und Lehrer gleichzeitig persönliche Orientierung geben und ihrer beruflichen Rolle gerecht werden.

Knapp jeder vierte Jugendliche mit Hauptfach Psychologie erwog, das Fach später an der Universität zu studieren. Aus den Zahlen lässt sich aber nicht ableiten, wie verbreitet das Motiv der Selbsthilfe letztlich unter Psychologiestudierenden ist.

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