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Zwischen perlendem Lachen und Angstgrinsen

Ein Neurologe beleuchtet die Facetten des Lachens – und spart nicht mit Geschlechterklischees.

Wann wurde das erste Mal auf der Erde gelacht? Das ist schwer zu beantworten, erklärt Reiner W. Heckl, aber das Lachen entstand deutlich vor der Sprache. Der Autor schildert, wie Affen eine erste Version entwickelt haben. Denn wenn sie in Gemeinschaft toben, sich jagen und balgen, dann tun sie das mit geöffnetem Mund, ohne die Zähne zu zeigen. Dieses »Spielgesicht« soll sagen: nicht böse gemeint. Das zugehörige Glucksen und Hecheln entspricht dem menschlichen Lächeln und Lachen.

Der Psychiater und Neurologe Heckl startet mit der Frage, wie sich das Lachen bei unseren Vorfahren entwickelt hat, um dann zu ergründen, welche soziale Rolle es in unserer Gesellschaft spielt. Dabei stellt er unterschiedliche Arten des Lachens vor, die nicht alle freundlich gemeint sind.

Wissenschaftlich belegt oder Meinung?

Beim herzlichen Lachen entstehe ein Wohlgefühl, als stünde man unter einer Endorphin-Dusche, so der Autor. Dem gegenüber steht das Angstgrinsen, das Unterwürfigkeit ausdrücken soll. Und mit negativem Lachen werden Menschen ausgegrenzt, verhöhnt und verspottet, um Dominanz auszustrahlen. Männer würden das dominante Lachen bei Frauen nicht gerne mögen, schreibt Heckl. Doch ist das seine Meinung oder wissenschaftlich belegt? Das erfahren die Leser nicht.

Ähnlich vage erscheinen auch andere Aussagen, die der Autor über Frauen und Männer tätigt. Schon im Vorwort schreibt er, das »Kindchen-Schema [sei] bei Frauen ausgeprägter«, darum erinnere ihr oft »perlendes Lachen« mehr an Kinderlachen als das oft »dröhnend-grölende Röhren der Männer«. Frauenlachen löse bei Männern Beschützerinstinkte aus, was Frauen aber nicht immer schätzten. Dagegen sei das Dominanzlachen der Männer das »der alten Steinzeitkumpels am Lagerfeuer nach der Jagd«. Frauen fänden den stolzen, ja arroganten Mann attraktiver als den zurückhaltend lächelnden. Der Schüchterne löse »doch eher ein mütterliches Betreuungsverhalten« aus.

Ermüdend liest sich das ausführliche Kapitel über Witze und wie sie funktionieren. Heckl liefert hier viele Beispiele. Aber nur, wer über wirklich leicht zu unterhalten ist, wird sich an allen erfreuen können. Zumal Heckl hier seine Geschlechter-Stereotype munter weiter reitet: »Gott, der Herr, gab den Menschen den Verstand. Die Ausnahmen (die Frauen) bekamen die Regel.«

Mit einem Witz endet das Werk denn auch. Darin geht es um einen Mann, der sich vor seinen Kumpels beweisen will und in Skiausrüstung die Treppe im Haus hinunter fährt. Eine Frau, die das sieht, wird schließlich in die Psychiatrie eingeliefert, weil keiner ihrer Schilderung glaubt. Der Autor erklärt, dieser Gag passe zum Inhalt seines Buchs. Was irgendwo auch stimmt. Von den diversen Klischees und Geschmacklosigkeiten einmal abgesehen, ist es Heckl durchaus gelungen, in seinem Buch verschiedene Arten des Lachens verständlich vor- und zusammenzustellen.

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