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Soziale Tiere: Auch fremde Vampire können Freunde werden

Fledermäuse putzen sich gegenseitig und teilen sogar bereits gesaugtes Blut mit hungrigen Artgenossen – auch wenn diese zuvor Fremde waren.
Zwei Fledermäuse segeln übers Wasser

Fledermäuse gelten als regelrechte Keimschleudern. Sie können gefährliche Viren in sich tragen, die auch auf den Menschen überspringen. Das geschieht aber nicht, weil sich die Flugtiere den Menschen nähern, sondern die Menschen dringen immer mehr in deren Reviere vor. Eigentlich haben Fledermäuse zu Unrecht einen schlechten Ruf. Denn im Grunde sind es sehr soziale Tiere. Wie der Gemeine Vampir, Desmodus rotundus – eine Fledermausart in Mittelamerika, die sich ausschließlich von Blut ernährt: Befreundete Tiere eines Schwarms putzen sich gegenseitig und teilen bereits gesaugtes Blut mit einem hungrigen Artgenossen. Das funktioniert selbst dann, wenn sich die Tiere vorher nicht kannten. Wie Forscher um Gerald Carter von der Ohio State University in einem Experiment herausfanden, schließt der Gemeine Vampir offenbar auch Freundschaften mit gruppenfremden Artgenossen.

Die Forscher hatten Fledermäuse in Gefangenschaft beobachtet und ihre Ergebnisse im Fachmagazin »Current Biology« publiziert. Sie brachten Tiere aus zwei verschiedenen Populationen zusammen, deren ursprüngliche Schlafplätze hunderte Kilometer weit auseinander liegen, an den beiden Orten Las Pavas und Tolé in Panama. 15 Monate lang studierten Carter und seine Kollegen das Verhalten der neu zusammengewürfelten Gruppe. Zunächst setzte sie nur zwei oder vier Tiere in einen Käfig. Während eines gefüttert wurde, musste das andere hungern.

Die Folge: Anfangs kamen sich die fremden Fledermäuse durch weniger aufwändige Gesten entgegen wie die gegenseitige Körperpflege. So legten sie die Basis für eine engere soziale Bindung, die ihnen später Vorteile bringen sollte. In der nächsten Stufe der Freundschaftsfindung begannen sie sich auch vor dem drohenden Hungertod zu bewahren. Der Gemeine Vampir hält ungefähr drei Nächte in Folge ohne Nahrung aus. Im Notfall helfen die Artgenossen der eigenen Gruppe aus, indem sie bereits gesaugtes Blut wieder heraufwürgen und an den anderen verfüttern. Das machten in 15 Prozent der Fälle selbst solche Tiere, die sich erst in der Laborgefangenschaft kennen gelernt hatten.

Als die Forscher dann alle 39 Versuchstiere für ein Jahr zusammenlegten, stellte sich zwar heraus, dass die Tiere dieses Verhalten weiterhin zeigten, aber deutlich seltener, als wenn die Fledermäuse in Kleingruppen zusammenlebten.

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