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Beobachtungstipps im November: Zwei Gasriesen in Opposition

Der Planetenhimmel ist im November reich bestückt: Venus ist heller Morgenstern. Im Widder stehen derweil Jupiter und Uranus in Opposition, während sich der Saturn an den Abendhimmel zurückzieht.
Unser Sonnensystem von der Sonne bis zum Neptun
Im November sind mit Ausnahme von Merkur und Mars alle Planeten beobachtbar. Venus und Jupiter sind dabei besonders hell.

Merkur stand am 20. Oktober in oberer Konjunktion und nähert sich bis zum 4. Dezember seiner größten östlichen Elongation. Die flache Ekliptik am westlichen Abendhimmel und Merkurs südliche Position erlauben aber allenfalls eine grenzwertige Sichtbarkeit Anfang Dezember, im November bleibt der flinke Planet unbeobachtbar.

Venus stand am 24. Oktober in größter westlicher Elongation. Am 1. November geht unsere Nachbarin um 02:51 Uhr MEZ und damit mehr als vier Stunden vor der Sonne auf. Zum Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad, 06:35 Uhr) strahlt sie mit –4,4 mag in 33 Grad Höhe über dem Südosthorizont. Im Teleskop erscheint das Venusscheibchen 22 Bogensekunden groß und zu 55 Prozent beleuchtet. Venus bleibt den ganzen Monat über Morgenstern: Ihre Aufgangszeiten verspäten sich auf 03:52 Uhr am 30. November. Bis zum Monatsende nimmt die Venusphase auf 67 Prozent zu, gleichzeitig schrumpft der Winkeldurchmesser auf 17 Bogensekunden. Am Morgen des 9. November begegnet der abnehmende Mond der Venus, er steht bei Dämmerungsbeginn nur 1,4 Grad nordwestlich.

Mars erreicht am 18. November seine Konjunktion und ist unbeobachtbar.

Markanter Jupiter | Der größte Planet im Sonnensystem steht am 3. November der Sonne gegenüber und wird –2,9 mag hell.

Jupiter steht, –2,9 mag hell, am 3. November im Sternbild Widder in Opposition. Der Riesenplanet ist dann 3,98 Astro­nomische Einheiten oder knapp 596 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Dank der Kulminations­höhe von über 53 Grad, gesehen von der Mitte Deutschlands, sind die Beobachtungsbedingungen hervorragend: Im Fernrohr kann man schon bei schwächerer Vergrößerung seine fast 50 Bogensekunden große Planetenscheibe sowie seine vier großen Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto erkennen. Bei höherer Vergrößerung und ruhiger Luft sieht man weitere Details auf der Wolkenoberfläche des Planeten. Erste Beobachtungen nach der Konjunktion zeigten im Frühsommer, dass in diesem Jahr beide Äquatorialbänder gut ausgeprägt sind. Auch der Große Rote Fleck, ein gigantischer Wirbelsturm im südlichen Äquatorialband, ist gut zu sehen. Zahlreiche Jupitermondereignisse sind ebenfalls beobachtbar. Dabei fällt auf, dass wir uns der nördlichen Sonnenwende auf Jupiter nähern: Durchgänge und Schattenwürfe finden aus unserer Sicht vor der südlichen Jupiterhemisphäre statt. Ganymeds Schatten streift den Jupiter kapp vor dessen Südpolarzone, Kallisto vollzieht sogar gar keine Durchgänge oder Schattenwürfe. Der Mond passiert Jupiter vom 24. auf den 25. November.

Saturn beendet am 4. November seine Oppositionsschleife: Der Ringplanet macht an diesem Tag im Sternbild Wassermann kehrt und wandert anschließend wieder rechtläufig, also von West nach Ost, über den Himmel. Wir finden ihn nach Ende der Abenddämmerung gut 27 Grad hoch im Süden. Seine Untergangszeiten verfrühen sich von 00:53 Uhr MEZ am 1. November auf 22:59 Uhr am Monatsletzten. Saturn leuchtet etwa 0,8 mag hell; im Teleskop erscheint der Planet knapp 18, seine Ringe rund 40 Bogen­sekunden groß. Der zunehmende Mond passiert Saturn am 20. November etwa drei Grad südlich.

Uranus steht am 13. November in Opposition und ist damit die ganze Nacht zu sehen. Wie Jupiter finden wir den Planeten im Sternbild Widder – um ihn zu erkennen, braucht man allerdings mindestens ein Fernglas, denn Uranus ist maximal 5,6 mag hell. Das reicht immerhin aus, um ihn bei mondlosem Himmel mit bloßem Auge wahrzunehmen: Er steht leicht südlich der Verbindungslinie von Jupiter zu den Plejaden, einem offenen Sternhaufen im benachbarten Sternbild Stier, etwa auf Höhe des 4,4 mag hellen Sterns Delta Arietis (Botein) im Widder. Im Fernrohr fällt bei schwacher Vergrößerung seine grüne Färbung auf. Ab etwa 150-facher Vergrößerung kann man bei ruhiger Luft sein 3,8 Bogensekunden großes Planetenscheibchen sehen. Uranus ist trotz Opposition immer noch fast 2,8 Milliarden Kilo­meter entfernt! Eine Herausforderung für Teleskopbeobachter sind seine vier hellsten Monde Titania, Oberon, Ariel und Umbriel. Sie sind alle etwa 14 mag hell und stehen zwischen 11 und 40 Bogen­sekunden neben ihrem Planeten, bei umlaufenden Positionswinkeln. Am besten überprüft man ihre Position nach der Beobachtung mit einem Planetariumsprogramm, zum Beispiel der App Stellarium.

Neptun finden wir im November weiter im Grenzbereich Fische und Wasser­mann. Der ferne Planet ist mit seiner scheinbaren Helligkeit von 7,7 mag nur mit optischer Hilfe zu sehen. Er bewegt sich rückläufig, also von Ost nach West. Eine Aufsuchhilfe sind die beiden Sterne Lambda und Kappa Piscium, die beide zum Circlet gehören, einem ringförmigen Asterismus im westlichen Teil der Fische. Sie bilden mit Neptun ein Dreieck, wobei der Planet die südliche Spitze bildet. Im Teleskop erscheint Neptun als 2,3 Bogensekunden großes, blassblaues Scheibchen. Sein 13,5 mag heller Mond Triton ist trotz der größeren Entfernung besser zu sehen als die (kleineren) Monde des Uranus. Zur Monatsmitte geht Neptun gegen 02:10 Uhr MEZ unter.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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