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Altes Ägypten: Einer der drei Funde aus der Cheops-Pyramide aufgetaucht

Dass die Holzfragmente in einem schottischen Museum schlummern, vermutete man schon länger. Nun hat eine Forscherin die Objekte aufgespürt, die offenbar älter als die Große Pyramide selbst sind.
Die Pyramiden auf dem Gise-Plateau

Im Jahr 1872 suchte der Ingenieur Waynman Dixon in der Großen Pyramide von Gizeh nach unentdeckten Schächten. Der Schotte wurde fündig. Er holte zwei Objekte und Holzfragmente aus den Öffnungen hervor – die einzigen mobilen Funde, die in der Pyramide je gemacht wurden. Nachdem die beiden Objekte, eine Granitkugel und ein Haken aus Kupfer, vor einiger Zeit im British Museum lokalisiert wurden, hat nun eine Mitarbeiterin der University of Aberdeen auch die Holzstücke im Universitätsmuseum aufgespürt. Eine C-14-Datierung bestätigte, dass die Funde aus der Zeit zwischen 3341 und 3094 v. Chr. stammen. Sie datieren damit mehr als 500 Jahre früher als die Regierungszeit von Cheops (zirka 2589–2566 v. Chr.), für den die Große Pyramide von Gizeh errichtet wurde.

Bei den Objekten im Universitätsmuseum von Aberdeen handelt es sich laut einer Presseaussendung um wenige Zentimeter kleine Fragmente und Splitter aus Zedernholz. Die Museumsmitarbeiterin Abeer Eladany entdeckte sie in einer alten Zigarrenschachtel in der Asienabteilung des Museums. Dass die Exponate womöglich nicht aus dem asiatischen Teil der Erde stammen, legte die auf der Schachtel abgebildete Flagge nahe: Es ist offenbar ein älteres, neuzeitliches Emblem des ägyptischen Staats. Die Inventarnummer führte Eladany dann auf die Spur. Die Hölzchen hatte 1946 die Tochter von James Grant dem Museum geschenkt. Der Mediziner Grant war mit Waynman Dixon befreundet und hatte mit ihm zusammen die Große Pyramide durchsucht.

Womöglich stammen die Holzteile von einem größeren Stück, das Rudolf Gantenbrink 1993 mit seinem Roboter »Upuaut-2« erblickte. Der Ingenieur erforschte im Auftrag der Ägyptischen Altertümerbehörde und des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo Schächte in der Cheops-Pyramide. »Es handelt sich zwar nur um ein kleines Holzfragment, das nun in mehrere Teile zerlegt ist«, fügt Abeer Eladany hinzu. »Aber es ist von enormer Bedeutung, da es eines von nur drei Gegenständen ist, die jemals aus dem Inneren der Großen Pyramide geborgen wurden.« Schon vor einigen Jahrzehnten vermutete die Fachwelt, dass die Holzfragmente in Aberdeen schlummern, doch das Universitätsmuseum konnte die Stücke nicht ausfindig machen.

Die Holzfragmente | Die Stücke entdeckte Abeer Eladany im Universitätsmuseum von Aberdeen. Sie stammen aus den Schächten der so genannten Königinnenkammer in der Großen Pyramide von Gizeh.

Um das Alter der Holzfunde zu eruieren, gab das Museum eine Radiokohlenstoffdatierung in Auftrag. Das Ergebnis überraschte – die Zedernstückchen sind mehrere hundert Jahre älter als die Pyramide. »Das könnte damit zusammenhängen, dass das Datum ja das Alter des Holzes betrifft, womöglich stammte es aus dem Kern eines langlebigen Baums«, sagt Museumsleiter Neil Curtis laut der Presseaussendung der University of Aberdeen. Er könne sich auch vorstellen, dass das Stück lange Zeit aufbewahrt und wiederverwendet wurde, da in Ägypten nur wenige Bäume wachsen und Holz als wertvoll galt.

Modelle oder Werkzeuge aus der Pyramide

Die drei Funde aus den Schächten könnten als Werkzeuge gedient haben. Oder Modelle von Werkzeugen gewesen sein. Die Granitkugel, vielleicht ein Stößel, und der schwalbenschwanzförmige Haken ähneln nach Ansicht des British Museums Objekten, die auch in so genannten Gründungsdepots von altägyptischen Bauten niederlegt wurden. Fundort der Stücke ist die Königinnenkammer. Sie befindet sich ungefähr auf halber Höhe zwischen dem Eingang in die Cheops-Pyramide und der Grabkammer mit dem Sarkophag. Von der Kammer zweigen zwei Schächte ab. Waynman Dixon hatte die verdeckten Stellen 1872 durch Abklopfen der Wände entdeckt. Anschließend stieß er auf die Objekte, über die damals auch in »Nature« berichtet wurde.

Die Königinnenkammer hat trotz des neuzeitlichen Namens vermutlich nicht die Bestattung einer Königin von Cheops enthalten. Für seine Gattinnen waren die kleinen Pyramiden, drei an der Zahl, an der Ostseite der Großen Pyramide vorgesehen. Vermutlich diente die Königinnenkammer als Statuenraum (Serdab). Darin befindet sich jedenfalls eine Nische in der Ostwand. Archäologen vermuten, dass dort ein Bildnis des Königs stand, eine so genannte Ka-Statue. Sie sollte einen Seelenteil des Cheops beherbergen, so die Vorstellung der alten Ägypter.

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